Hallo zusammen!
Nach dem in Teilen schwermütigen Beitrag gestern, kommen wir doch mal zu den schönen Dingen im Leben. Und wie schon letztes Jahr, lasst uns einfach mal mit ein wenig Statistik starten; wen das nicht interessiert, die Top-Nennungen folgen weiter unten, die könnt ihr nicht verfehlen.
Ich habe mein jährliches Leseziel von 50 Büchern gerissen und bringe es nun zum Jahresende auf 43. Ich sehe das aber auch recht entspannt, da ich ohnehin im kommenden Jahr von dem numerisch formulierten Ziel abrücken möchte. Ich werde was ich gelesen habe durchaus weiter dokumentieren, einfach aus Spaß, aber ich bin in diesem Jahr immer wieder mit dem Ziel, eine Anzahl Bücher zu lesen, ins Hadern gekommen. Ich denke, dem werde ich mal einen eigenen Beitrag widmen – da solche Ziele ja z.B. auch im BookTube-Umfeld nicht so selten sind, ist das ja vielleicht auch für manche Lesende hier noch interessant –, aber nichts versinnbildlich den Unsinn dahinter so sehr wie das Rad der Zeit. Hätte ich die alte, deutsche Ausgabe begonnen, hätte ich in Summe ein Buch mehr gelesen, weil das heutige Die Suche nach dem Auge der Welt im Deutschen einst gesplittet war in Dunkle Schatten und Das Auge der Welt. Es geht mir nicht darum, hier meine Lesestatistik zu frisieren, aber das war der Punkt, an dem ich den Unsinn des Gedankens nicht mehr ignoriert bekam.
Wo war ich? Ach ja, Statistik. Also: 43 Bücher habe ich gesehen. 53 Filme habe ich geschaut, genau 1 davon im Kino, sowie 17 Staffeln von ebenso vielen Serien. Ich habe 27 Videospiele gespielt, davon 12 auf der X-Box Series S, 11 auf der Playstation 5 und 4 auf der Switch.
(Und ja, inzwischen ist der Umfang vom Konsolen-Fuhrpark hier im Haushalt ein wenig albern geworden, aber was soll ich sagen? Meine Freude am Zocken unterliegt immer einer Schwankung und derzeit ist’s definitiv ein Hoch. Ist halt auch ein sehr pandemiefreundliches Hobby.)
Und bevor wir nun endlich in die Liste einbiegen, der übliche Disclaimer: Es geht um Medien, die ich 2021 konsumiert habe. Die können 2021 erschienen sein, womöglich aber auch viel früher. Und wie immer gilt: Dinge, an denen ich selbst mitgewirkt habe, sind nicht zur Teilnahme qualifiziert.
Und nun, bitte sehr:
Bücher, Belletristik: Wells, Martha – All Systems Red. Der erste Teil der Murderbot Diaries ist eine faszinierende Lektüre, die einen tollen Spagat schafft zwischen dem misanthropen Protagonisten und einer dennoch sehr positiven Stimmung. Dass jener Protagonist so offensiv künstlich, und dabei eben doch zutiefst menschlich agiert, verdient mehr Lob, als ich hier Platz habe. Nennungen Ehrenhalber für Newmans Drachenfels und Gibsons Idoru, die ich nach langen Jahren erneut gelesen und sehr gemocht habe.
Bücher, Sachbuch: Sontag, Susan – Illness as Metaphor. Ein bemerkenswertes und bedrückend zeitgemäßes Buch darüber, wie die Metaphern, in die wir Krankheiten kleiden, nicht zwingend dem realen Leiden gerecht werden. Pandemie, Jahr 2, und so … aber Susan Sontag lesen ist nie ein Fehler.
Bücher, Comic: Rucka, Greg et al. – Anschlag auf Gordon. Öhm, ja, nun. 10 Comics hab ich dieses Jahr gelesen, aber so richtig gerockt hat mich ehrlich gesagt keiner davon. Anschlag auf Gordon ist aber eine fürs Genre sehr bodenständige und detektivische Batman-Geschichte, damit kann man mir ja schon eine Freude machen.
Film, Kino: Dune. Ha! Der ist einfach – war ja der einzige Kinofilme für mich dieses Jahr. Aber: Es war mit gutem Grund der eine Film, für den ich mich unter Leute gewagt habe. Visuell beeindruckend, erfrischend nah an der tollen Vorlage, mit der gewohnt herausragenden Regiearbeit von Denis Villeneuve und bis in die letzte Ecke toll besetzt. Yes please!
Kino, Heimkino: Tenet. Es ist ein bisschen absurd, dass der Film, den ich in der Silvesternacht letztes Jahr geschaut habe, hier nun steht, aber Tenet hat mich tief beeindruckt. Nolans grandiose Regiearbeit, Hoyte van Hoytemas visuell durchweg beeindruckende Bildsprache, tolles Schauspiel gerade von Washington und Pattinson, und ja, durchaus auch das Sperrige an dem Film. Bad Times at the El Royale möchte ich aber ebenso empfehlen, sowie formal ein bisschen außer Konkurrenz die drei Fear-Street-Filme auf Netflix.
Serie: The Nevers. Die Serien-Kategorie zu entscheiden hat mich diesmal echt gefordert. Am Ende geht mein Pokal an den unverbrauchten viktorianischen Genre-Mix, bei dem ich vor keiner Folge wusste, was mich erwartet und der so viele tolle Figuren bot. WandaVision ist für mich ganz dicht dahinter als eine Serie, die so brillant ihr Medium zu Gegenstand der eigenen Erzählung gemacht hat. Die Serie ist selbst jenseits von Marvel eine der besten Sachen für mich seit langem gewesen, aber The Nevers hat mich aus einem kreativen Loch heraus wieder zum Schreiben zurückgebracht. Das sagt glaube ich alles.
Dokus: Voir. I guess? Also die Serie hat gute und schlechte Episoden, gerade die erste Folge zum Weißen Hai fand ich prätentiös und doof, die zweite zur ethischen Seite des Rache-Genres brillant. Aber auch mehr ein Sieg aus Mangel an Konkurrenz.
Animation, Film: For Auld Lang Syne. Mit 38 Minuten Lauflänge kürzer als eine heute durchschnittliche Serienfolge, aber Apples neuer Peanuts-Kurzfilm hat mich entgegen meiner Erwartung ziemlich bezaubert. Er trifft für mich in seinem versöhnlichen Gesamtklang die notwendigen melancholischen Nebentöne, hat ein paar erfrischend bissige Dialoge und ist dabei wunderschön anzuschauen. (Nur der deutsche Titel, Snoopy präsentiert: Mit Lucy ins neue Jahr, wird dem nicht gerecht.)
Animation, Serie: Masters of the Universe – Revelation. Ja, die Stimmen gingen da ja sehr weit auseinander, selbst in meinem Umfeld, aber dieser obskure Cocktail aus progressiver Neuerfindung und dick triefender Nostalgie zugleich hat für mich einfach sehr gut funktioniert. Star Wars Visions sei noch erwähnt, dass in seinen guten Momenten höchste Höhen, in seinen nicht so guten Momenten aber auf tiefste Tiefen auslotet.
Hörspiel: Sandman, Act II. Das könnte ein gewisser Trend werden, aber auch der zweite Teil von Dirk Maggs‘ Hörspiel-Adaption von Gaimans Graphic Novel ist wieder schlicht makellos für mich geworden. Ein visuelles Medium in eine Audio-Form zu bringen ist eine irre Tat, und James McAvoy spricht schlichtweg in schwarzen Sprechblasen.
Podcast: A Bit of Optimism. Simon Sineks Interview- oder eher Gesprächs-Reihe mit einer geradezu willkürlichen Auswahl von Leuten, deren roter Faden aber eine letztlich positive, optimistische Weltsicht ist? Ja, das spielt schon ziemlich deutlich auf meiner Klaviatur. (Eine bizarre Nennung ehrenhalber für die eine Folge des Easy Allies Podcast, in der ihr ehemaliges Mitglied Kyle Bosman noch mal dabei war und die so sehr genau die alte Energie lieferte. Als träfe man einen alten Freund wieder; parasoziale Beziehungen sind schräg.)
YouTube: Movies with Mikey, aber nur haarscharf vor Bernadette Banner. Mikey Neumanns Video-Essays sind noch ebenso exzentrisch wie zuvor und den Stil muss man mögen, aber es steckt so viel Wahrheit darin, so viel Können in der Aufbereitung und – erneut – so viel positiv ausgerichtete Liebe zum Medium. Bernadette Banner ist all das auch, bis auf die Exzentrik (oder zumindest ist diese hier fundamental anders), aber auch ihr Kanal ist von einer tiefen Freude am Machen durchzogen, der ich mich nur schwer entziehen kann. (Und ich nähe nicht mal gerne.) Nennungen Ehrenhalber für Jill Bearup, Tom Scott sowie Glen & Friends Cooking, alle irgendwie aus den gleichen Gründen.
Musik: Final Fantasy Remake OST … I guess? Irgendwie war’s für mich kein Jahr der musikalischen Neuentdeckungen. Aber REMs New Adventures in Hi-Fi ist endlich wieder auf Vinyl zu haben, das hat mich sehr glücklich gemacht. Stark unterschätztes Album, finde ich.
Videospiel: Rise of the Tomb Raider. Ich hatte den Reboot-Titel vor einigen Jahren sehr gemocht, war aber nie zum Sequel gekommen – und habe nun endlich jede Minute davon sehr genossen. Das Highlight daran war für mich aber der Croft Manor: Blood Ties-DLC; ein wenig als würde man Tomb Raider und Gone Home kreuzen. Sooo sehr mein Ding. Nennungen Ehrenhalber unter anderem für Final Fantasy XV Royale, Halo 5: Guardians, A Plague Tale: Innocense, die Neuauflage von Quake und Marvel’s Spider-Man. War ein gutes Jahr für Videospiele bei mir.
Rollenspiel: Brancalonia. Wenn ein Rollenspiel einem eine phantastische Version italienischen Söldnertums der frühen Neuzeit serviert, gewürzt nach Art eines Italo-Westerns mit einer Prise Bud Spencer oder zwei, und all das basierend auf D&D5 bzw. 5E anrichtet, dann ist das schon ziemlich garantiert etwas, was ich mir nicht entgehen lasse. Ich bin auch derbe gehyped für die zweite Edition von The One Ring, aber da hab ich bisher nur digitale Previews über das Crowdfunding erhalten, das wollte ich nicht zählen.
Und das war es, mein mediales 2021. Es war wenigstens in dieser Hinsicht alles in allem ein gutes Jahr, fand ich. Ich möchte 2022 wieder mehr lesen (nicht so sehr in Summe von Büchern und dafür wieder vermehrt regelmäßig jeden Tag) und regelmäßig sorgenfrei ins Kino gehen zu können wäre schön, ansonsten kann das gerne alles so weitergehen.
Ich hoffe dass euer mediales 2021 ähnlich zufriedenstellend war und ich werde wie immer in den kommenden Tagen auch mal selbst wieder das Internet durchforsten auf der Suche nach euer aller ähnlichen Hitlisten. (Wenn ihr das lest und welche habt, gerne her mit den Links!)
Morgen gibt es dann hier an dieser Stelle den … sehr vorsichtig gewordenen Ausblick auf 2022.
Viele Grüße,
Thomas