Der Tag wird kommen (Webtipp)

Hallo zusammen!

Wer mir lange genug auf genügend Kanälen folgt, der weiß vielleicht, dass ich seit vielen Jahren großer Marcus-Wiebusch-Fan bin. Das war ich, als er mit seiner Punk-Band …But Alive aktiv war, das blieb ich, als er mit seiner neuen Band Kettcar musikalisch sanfter und textlich metaphorischer wurde und das bin ich auch heute, wo er mit „Konfetti“ sein aktuelles Solo-Album vorgelegt hat.
Wiebusch ist 15 Jahre älter als ich, aber in gewisser Weise hat seine Musik für mich immer zur jeweiligen Zeit den richtigen Nerv getroffen. Und, was wichtiger ist für mich, schon immer haben seine Texte Dinge an- und ausgesprochen, die gesagt werden mussten. Schon in frühen Liedern wie „Sie war sie ist sie bleibt“, aber dann gerade mit Kettcar in ihren oft melancholischen Subtexten wie in „Am Tisch“, oder in „Balu“, das in so vielen Punkten so viel meines Lebensgefühl auffing, wenn er singt

wie die Dinge sich wohl anfühlen
wenn sie denn noch ganz wären
ein Lebenslauf gebastelt, mit den Händen eines Tanzbären

Aber so wie sich Dinge im Leben verändern, so verändert sich auch Wiebuschs Musik und es war für mich eine sehr freudige Erkenntnis, dass „Konfetti“ wieder einmal in vielen Punkten für mich ein voller Treffer war. Eine Menge guter Lieder finde ich auf dem Album (Anspieltipp: Schwarzes Konfetti), aber eines sticht insgesamt heraus: „Der Tag wird kommen“.
Und offenbar sticht das Lied nicht nur für mich heraus, denn es war auch dem Sänger wichtig genug, ihm ein Video zu verpassen, und nicht nur einfach so – es wurde ein Crowdfunding-Projekt gestartet (eines von bisher dreien, die mich dazu bringen konnten, Geld zu investieren), es wurde wirklich Aufwand betrieben und es wurde ein sehr gutes Video produziert für ein Lied, dem ich vor allem eine Beschreibung geben würde: Es ist wichtig.
Aber schaut erst einmal selbst:

Das Lied, es spricht von der schweren Situation Homosexueller im Profi-Fußball, aber eigentlich, eigentlich spricht es von der schweren Situation Homosexueller in ungezählten Schichten unserer Gesellschaft. Und somit spricht es eigentlich von Intoleranz und von Vorurteilen, von denen man meinen sollte, sie seien ausgestanden, die jedoch in Wahrheit nur verschleppt wurden, die noch immer unter der Oberfläche brodeln und darauf warten, wieder hervorzubrechen.
Und so wie ich im Bezug auf eine andere Form der Intoleranz bei der WM schon andernorts schrieb, dass das Problem nicht die Fahnen sind, sondern in den Köpfen einiger derer liegt, die sie schwenken, so ist das Problem letztlich auch hier eines, das wir nur gemeinsam, durch ein Umdenken in der Gesellschaft, angehen können. Das ist dabei nicht mal eine Frage, ob man selbst betroffen ist: Mich als heterosexueller Mensch geht diese Intoleranz ebenso an wie mich Rassismus als weißer, deutschstämmiger Bundesbürger angeht, denn beides sind Ausprägungen von Menschenfeindlichkeit, und die geht uns alle an. Die muss uns alle angehen.
Mein Weltbild ist, so jetzt im Herbst 2014, wirklich nicht positiv. Aber meine Hoffnung in das Potenzial der Menschheit bleibt ungebrochen – doch wenn wir aus all diesen Kreisläufen der Eskalation herauswollen, ist Toleranz ein Fundament, auf das wir bauen müssen. Und auch wenn dieses Video vermutlich – wie alles in dieser Richtung – erst einmal den Bekehrten predigt, wer weiß, vielleicht ist es für den einen oder anderen ja doch ein erster Schritt, über seine Welt nachzudenken.

Viele Grüße,
Thomas

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