Hallo zusammen!
Heimgekehrt, einen Sonntag lag erholt (und Kontakte weiter gepflegt) und heute wieder hier, im Blog, bin ich noch immer ein wenig erschlagen von dem schieren Umfang, den die „FBM“ dem geneigten Besucher entgegen schleudert. Ich würde vermuten, eine Hallenfläche abgeschritten zu haben, die in etwa dem Umfang der Spielemesse in Essen entspräche, allerdings ohne von der Frankfurter Buchmesse alles gesehen zu haben.
Und sieht man einmal ab, dass die Beschilderung auf der Autobahn ein wenig zu Wünschen übrig gelassen hat (und die Nummerierung in der großen Halle 3, wo unter anderem große Teile der Belletristik untergebracht waren, bestenfalls wohlwollend erratisch zu nennen wäre), gibt es wenig, was ich da spontan kritisieren könnte.
Die Stände der Verlage sind eigentlich alle schön, groß und übersichtlich gewesen und auch wenn es gerade bis zum frühen Nachmittag hin wirklich brechend voll war in den Gängen, so konnte man, wenn man wollte, ruhig in den zahllosen, ausliegenden Exemplaren blättern oder, wenn man wollte, gar regelrecht schmökern.
Das Personal war sehr freundlich, sowohl vom Veranstalter her (Man verstehe dies als einen freundlichen Verweis auf das saumäßige (!) Sicherheitspersonal der Messehallen in Münster damals bei der RPC 2008) als auch von den Leuten an den Ständen. Ich hatte auch weitestgehend das Gefühl, dass das Standpersonal wusste, wovon es sprach, wenn es das tat – was auf Messen auch nicht immer der Fall ist.
Interessant war eine gewisse Kluft, die sich durch die zwei Etagen der Halle 3 ergab, die beide generell deutscher Massenliteratur gewidmet war. Aber – bewusst überzeichnet gesagt – erkannte man nicht nur am Personenandrang, dass da mehr als viele Treppenstufen zwischen beiden Bereichen lagen. Während unten vor allem die wirklich großen Stände dominierten, konnte es oben auch schnell passieren, dass aus einem kleinen Stand am Rand Fragen kamen wie „Hätten Sie Interesse an einer erotischen Leseprobe?“
Will sagen: In der oberen Halle 3.1 war es teilweise ein bisschen schwer, die Grenze zwischen Kleinverlagen auf der einen und expliziten Nischenverlagen auf der anderen Seite deutlich zu ziehen.
Noch härter schien es mir die Comics getroffen zu haben, die sehr gedungen in einem kleineren Reservat inmitten der Halle 3 untergebracht waren und während ansonsten Gattungen, Genres, Themen und Verlage krude gemischt waren, schien man hier noch immer in einer starken Bestrebung der Separation befangen zu sein. Aber das ist ja ein bekanntes Lied im deutschen Kulturdenken, diese Grenze zwischen Literatur und Comic, die keine Überschneidungen haben sollen, weil sie keine Überschneidungen haben dürfen.
Und das, obwohl sogar Goethe gewissermaßen Comics mochte.
Aber dazu ein anderes Mal mehr.
Die meisten Messen sind ja bekanntlich mittlerweile sehr multimedial. Ob das etwas Kleines hier im Raum Aachen ist, das ich für die AZ besuche, ob es die SPIEL, die RPC oder eben gar Monster wie die GamesCom sind, die Dinger sind laut. Die Buchmesse ist das nicht. Was sehr angenehm ist.
Allerdings muss man auch klar sagen, dass man sogar weitergehen kann und die Buchmesse bisweilen schon auf geradezu anachronistische Weise „nicht multimedial“ nennen müsste. Das betrifft insbesondere den eBook-Markt, der zwar so seine Nischen gefunden hat, aber insgesamt noch sehr wenig Präsenz zeigte. Vielleicht war ich da auch einfach in den falschen Hallen, aber sieht man von vereinzelten iPads hier und da und noch viel vereinzelteren Ständen explizit zu eBook-Readern ab, sollte man meinen, dass bedruckte Papier noch immer das einzig wahre Medium sei. Ob das nun Freunde traditioneller Bücher wie mich freuen sollte, oder mehr auf den Dornrösschenschlaf einer weiteren Branche nach der Musik- und der Filmindustrie verweist, die einfach keine wirkliche Verwendung für digitale Medien finden kann oder will, das muss alleine die Zeit zeigen.
Gar nicht schlafend, sondern im Gegenzug sogar sehr wach zeigten sich dagegen die Teilnehmer, die an unserer Podiumsdiskussion am BoD-Stand teilgenommen haben. An dieser Stelle auch noch mal eine freundliche Verneigung vor den Veranstaltern, die das möglich gemacht haben, sowie weiterhin meinen beiden Mit-Disputantinnen Ulrike Escher und Birgit Olzem, und halt auch vor genau jenem Publikum.
Viele der Fragen, die dort gefallen sind, habe ich mir auch mal im Nachhinein notiert und werde die wohl auch noch nach und nach bebloggen, so wie ich dazu komme. Der Kontakt mit aktiven oder potentiellen neuen Autoren, die den Schritt wagen und großteilig wirklich bewusst zum Selbstverlag im weitesten Sinne greifen, hat aber bereits so viel Spaß gemacht und ich hoffe sehr, dem einen oder anderen auch eine kleine oder gar größere Hilfe gewesen zu sein.
Ich hoffe, dass man von den Leuten, die dort am Stand waren, noch mehr hören wird in der Zukunft. Einige sehr interessante Projekte sind mir da zu Ohren gekommen und wer weiß, vielleicht schaffe ich es ja auch, das eine oder andere mal hier an dieser Stelle zu beleuchten.
Rückblickend kann ich auf jeden Fall sagen, dass die Buchmesse ein voller Erfolg gewesen ist. Sowohl von der Diskussion und deren Rezeption her, als auch von dem Besuch der Messe an sich. Frankfurt lohnt sich, wenn es auch einfach unglaublich anstrengend ist.
Ich denke, da bin ich kommendes Jahr wieder. Wer weiß, vielleicht ja sogar wieder bei BoD am Stand? Das wird die Zeit zeigen…
Für heute wünsche ich viele Grüße und, etwas spät vielleicht, einen guten Start in die aktuelle Woche. Ich melde mich morgen oder übermorgen hier mal wieder mit einigen weiteren Infos quer durch die Bank…
Viele Grüße,
Thomas