Hallo zusammen!
Also … Portugal. Viele von euch werden wissen, dass ich vor fast zwei Wochen bereits von einer zehntätigen Reise an die Algarve zurückgekehrt bin, und einige von euch werden wissen, dass ich seither versuche, meine Eindrücke in Textform zu gießen … allerdings bislang ohne Erfolg.
Aber heute soll sich das ändern. Die Schwierigkeit, das erwähnte ich hier und da auch schon, ist auch nicht, dass ich nichts, oder gar nichts Gutes zu berichten hätte – sondern im Gegenteil, dass es so viele Gedanken, Eindrücke und schöne (aber auch inspirierende) Momente waren, dass es schwer ist, dem mit einem Text gerecht zu werden.
Versuchen wir es dennoch.
Ich war ja auch dieses Mal wieder – wie schon letztes Jahr – mit dem Ballett-Atelier aus Stolberg dort unten. Vormittags den dortigen Tanzworkshop (und Anlass der Reise) dokumentierend, den Rest der Zeit zu gleichen Teilen Fotoshootings organisierend und das Land genießend. Und keine Frage, jeder dieser Aspekte hat seinen Anteil daran, dass diese Reise erneut so markant ausgefallen ist.
Natürlich ist da das Land. Portugal, oder spezifisch in diesem Falle die Algarve, ist ein wundervoller Flecken Erde und selbst für jemanden wie mich, da ja sonst eher im Urlaub wandernd Wälder durchquert und der an sich gar kein Südeuropa-Urlauber ist, ist der Zauber des Landes nicht zu verleugnen. Natürlich die Strände, natürlich das Meer, aber auch so viele andere Sachen. Die engen Gassen der oftmals kleinen Orte, die ungewohnte (aber großartige) lokale Küche, die Gerüche fremder Kräuter, fremder Früchte – ich klinge wie ein Reiseführer, ich weiß.
Es stößt aber durchaus in ein Horn, das hier im Blog seit Jahren immer wieder erklungen ist – Erfahrungen sammeln. Dinge kennenlernen. Noch immer habe ich das Gefühl nicht verloren, dass je mehr man letztlich von der Welt sieht und je mehr man auch gewillt ist, von der Welt auf sich einwirken zu lassen, desto mehr kann man selbst daran reifen.
Es geht nur sekundär darum, in ein Obst zu beißen, das man vorher nicht mal kannte (Cherimoya, sehr zu empfehlen) – es geht mir mehr um die Entwurzelung. Ich hatte ja schon nach der letzten Reise geschrieben, wie ungewohnt es war, nach all den Jahren noch mal ein Land zu bereisen, dessen Landessprache ich gar nicht konnte. Diesmal hatte ich ein wenig vorher gelernt, aber dennoch, einfach dieses Gefühl von Fremdheit war unglaublich wohltuend.

Was der Fotograf sieht …

… und wie man dabei den Fotografen sieht
Aber dann sind da auch alle Aspekte vom Tanz-Workshop über Trainer und Begleitpersonen bis zu den Tänzern. Nicht nur, dass das Beisein im Workshop – und sei es auch primär filmend – gleichzeitig etwas von Hospitanz hat, was ich gerne mitnehme. Nicht nur, dass ich nach wie vor immer wieder fasziniert vom Können der Leute (und der Furchtlosigkeit und Schmerzbefreitheit bei manchen Shootings) bin, es sind auch einfach tolle Leute.
Es tut denke ich auch gut, sich für einige Tage mit einfach mal anderen Leuten umgeben zu können als jenen, die man sonst jeden Tag sieht. Nicht, weil man der üblichen Verdächtigen überdrüssig ist, sondern erneut, um einfach neue, andere Eindrücke zu bekommen. Neue Ideen, neue Perspektiven, Einblicke in andere Lebenssituationen.
Natürlich ist die Weltsicht zweier in Mexiko aufgewachsener Trainer anders als meine. Natürlich ist die Weltlich von Menschen, die im Falle der Tänzer grob halb so alt sind wie ich, eine andere als meine. Das ist normal. Daraus aber nicht auch etwas für mich mitzunehmen, das würde ich mir anlasten lassen müssen.
Was natürlich auch ein bemerkenswerter Faktor ist – und ich schätze das kennt zumindest jeder, der in der Tendenz gerne auch etwas aktiver Urlaub macht –, ist der Fokus, die damit einhergeht. Im Alltag gibt es so viele Dinge, die wir jonglieren, Arbeit, Hobby, Freunde, ein Banktermin hier, ein Werkstatttermin dort – es ist wirklich schwer, völlig in einem Moment zu sein. Natürlich hatten wir in Portugal auch „Programm“, haben uns Orte angesehen, sind Essen gegangen, all das. Aber einfach mal nur da sitzen oder liegen zu können, einfach spontan Leute für ein Fotoshooting zu haben, oder einfach mal zum Nachbarhaus des von uns komplett gemieteten Komplexes zu gehen und zu schauen, was dort gerade so passiert, das ist immens wohltuend.
(Und wirft mal wieder Fragen auf, was das über unseren sonstigen Alltag aussagt, aber lassen wir die doch für heute mal stecken.)
Versteht mich nicht falsch. Selbstredend sind zehn Tage an der Algarve für sich genommen kein transformatives Erlebnis. Ich habe ja ohnehin schon immer die Sorge, wenn ich hier manchmal über Themen wie Lebensentwürfe oder Selbstfindung schreibe, allzu esoterisch zu klingen.
Man steht nicht an der felsigen Küste von Algar Seco und wirft sein Leben um, man trinkt keinen Galão, isst keine Cherimoya und erlangt Erleuchtung. Natürlich nicht.
Aber diese neuen Eindrücke, diese tollen Menschen, dieses Gefühl, auch einfach mal wieder Zeit zum Denken zu haben – ein wenig schubst es einen schon in diese Richtung.
Und das ist denke ich gar nicht verkehrt.
Viele Grüße,
Thomas