Das Umfeld macht den Kreativen

Hallo zusammen!

Heute wollte ich noch mal eine Runde „laut nachdenken“; und wie immer, wenn ich das hier tue, kann ich nicht garantieren, dass am Ende die eine Erkenntnis stehen, oder ob es sich mehr zu einem Gedankenprozess entwickeln wird. Aber das ist ja auch ein Teil des Reizes, oder?

Im Prinzip fußt der Quell des heutigen Beitrags – und wie „meta“ das ist, darauf werden wir am Ende noch kommen – auf drei verschiedenen Ereignissen. Letzte Woche war Tobias Cronert bei mir, um das Video fertigzustellen, was ich Montag geteilt habe. Tobi hat das wiederum ja auch in seinem Blog geteilt und mich dort höchst schmeichelnd beschrieben als „Schriftsteller, Layouter und vieles mehr, der darüber hinaus auch noch [sein] Freund ist und dessen Fähigkeiten und Enthusiasmus [er] es zu verdanken habe, dass wir “mal eben” sowas machen können.“
Ich zitiere das hier nicht nur als Eigenlob; ich komme darauf zurück.

Dann habe ich mich letztes Wochenende mit „den Vögten“ zum Frühstück getroffen, sprich mit Judith und Christian Vogt. Es war ein schöner Vormittag, und natürlich wurde auch viel über die eigenen Projekte geplaudert, meine wie ihre.

Und noch diese Woche treffe ich mich mit einem Condra-Vereinskollegen, der seinerseits was „Buchiges“ im Sinn hat und der mich dazu gerade mal mit Fragen löchern wollte.

Tatsächlich sind das sogar nur Auszüge; die kreativen Vorhaben, zu denen ich entweder Input geholt oder gegeben habe, waren noch deutlich mehr.
Ich schreibe das dabei auch nicht alles, um euch zu zeigen, wie cool ich bin, sondern vielmehr, wie cool mein Umfeld ist. Und auch das nicht, um es zu loben – auch wenn es Lob verdient –, sondern um auf einen damit verbundenen, selbstverständlich anmutenden, aber relevanten Fakt hinzuweisen: Solch ein Umfeld ist wichtig.

Im Endeffekt geht es darum, sich mit Menschen zu umgeben, die dem eigenen Irrsinn gegenüber wohlwollend sind. Platt gesagt gibt es Menschen, die auf die Ansage, man schreibe ein Buch, mit der Frage reagieren, worum es denn ginge, und es gibt solche, deren Frage dann lautet: „Was, du?!“.
Ich bin mir sicher, es ist selbsterklärend, was produktiver ist.

Das scheint soweit alles selbstverständlich zu sein, aber ich glaube, es ist ein Gedanke, der in einer Zeit, in der Negativität so allwaltend ist (jaja, das Thema wieder), dennoch ein gewisses Forum verdient hat. Denn aus ihm heraus folgt im Grunde eine Aufgabe: Solltet ihr eurerseits nicht nur konsumieren, sondern auch schaffen wollen, werft einmal einen prüfenden Blick auf die Leute, die euch umgeben. Seht ihr dort Unterstützer? Nicht mal zwingend aktive Helfer, aber wenigstens moralische Multiplikatoren eurer eigenen Begeisterung? Cool.
Aber wenn nicht – dann ändert das. Ich postuliere hier nicht mal, das andere Umfeld direkt zum Teufel zu jagen – wobei das eine Diskussion ist, die man in manchen Fällen mit sich selber führen kann, aber das ist mal ein Thema für ein anderes Mal –, aber sucht euch Leute, die euch verstehen.
Das betrifft auch euer Online-Umfeld. Leute, die immer gegen alles sind, die immer unzufrieden sind, die immer schimpfen? Erwägt zumindest, sie stumm zu schalten, ihr Abonnement bei Facebook zu beenden oder dergleichen. Seid ihr in einem Forum aktiv, dass zielstrebig immer gut darin ist, auf die Fehler und Versäumnisse in allem hinzuweisen, aber nicht, auch mal das Gute zu feiern? Dann geht.
Konsumiert ihr Youtube-Kanäle oder etwas in der Art? Auch da gilt: Versucht aufgeweckte, aber positive, schöpferische Kanäle zu finden. Kanäle, die wirklich an allem nur Schlechtes finden, die lehren euch eigentlich vor allem, auch selber an allem nur Schlechtes zu finden. Aber ich denke, dazu schreibe ich kommende Woche noch mal separat etwas.

Es geht mir übrigens nicht um Claqueure. Es geht mir nicht um Leute, die haltlos alles bejubeln, was man tut. Kritiker sind wichtig. Aber es geht mir um eine positive Umgebung, die Möglichkeit des Austausches untereinander, die Freude am Produktiven.
Ich kenne ja nun, privat und auch von Berufes wegen eine ganze Reihe Kreativschaffender – und alle, ich glaube ausnahmslos, besitzen solch eine Umgebung, solch ein Umfeld.

Woher aber so ein Umfeld nehmen, wenn es nicht vorhanden ist? Kuratiert euren Alltag. Habt ihr Freunde, von denen ihr generell das aufbauendere, produktivere oder auch einfach griffigere Feedback bekommt? Dann fragt die.
Habe ihr Bekannte, die ihrerseits Kreativ arbeiten, wenn auch vielleicht nicht in eurer eigenen Domäne? Fragt dennoch mal, ob ihr mal reinschauen könnt. Ein Kumpel hat ’ne Band? Fragt, ob ihr mal eine Probe oder einmal bei dem Erarbeiten eines Songs dabei sein könnt. Freunde von euch spielen Theater? Fragt, ob ihr mal bei einer Probe Mäuschen spielen dürft.
Und findet sich um euch herum gar nichts? Dann geht auf die Suche. Gibt es vor Ort vielleicht etwas, wo man mal reinschauen kann? Ein Café, wo ihr wisst, dass es Lesungen oder etwas in der Art gibt? Oder geht auf Hashtag-Suche. Sucht nach Material, das euch zusagt, das euch inspiriert; sucht Leute, deren Art, Dinge zu machen, euch gefällt. Und schreibt sie an. Twitter, Instagram, Mail, Direktnachricht. Nicht stalken, nicht aufdrängen, aber euch einbringen, Fragen stellen, einfach ihre Arbeit internalisieren und schauen, was ihr von dort mitnehmen könnt.
Erarbeitet euch euer Netzwerk.
Dieses Netz ist eine Beziehung und die ist, wie jede Beziehung, Arbeit.
Aber es ist Arbeit, die sich lohnt.

Ich schulde euch abschließend noch, den Kreis zu schließen hin zu meiner „Meta“-Aussage vom Anfang. Ich denke es ist zumindest insofern meta, als dass ich mit diesem Blog unter anderem ja genau das versuche zu bieten, was ich hier gerade auch gepredigt habe. Klar soll es euch auch über mein Tun und Treiben informieren, soll auch als Hub dienen zwischen all den kreativen Zweigen, in denen ich meine Finger habe. Aber es geht auch darum, wie cool es ist, selber Dinge zu erschaffen, und es geht um eine positive (Medien)-Weltsicht.
In diesem Sinne: Lasst uns [Zeug] machen!

Viele Grüße,
Thomas

7 Kommentare zu “Das Umfeld macht den Kreativen

  1. Ich stimme dir 100%ig zu, allerdings muss ich gestehen, dass ich sehr froh und dankbar bin genug „in meinem Sinne Bekloppte“ Menschen in meinem tatsächlich anfassbaren Umfeld zu haben. Meine einzigen beiden Versuche mal via Internet an sowas wie Schreibforen oder Email-Listen (ja Anfang des Jahrtausends gab’s sowas noch;-) zu beteiligen, sind mir in ausnehmend schlechter Erinnerung geblieben, auch und vor allem, weil es da oft wirklich nur darum ging Claqueure zu finden und sich gegenseitig zu bebauchpinseln…
    Ich sage deshalb zu meinen heutigen Betas immer, dass sie mich gerne loben dürfen, wenn sie das wollen, aber dass es mir eigentlich nur was bringt, wenn sie mir erzählen was sie alles doof fanden (und warum im besten Fall;-), je mehr desto besser!
    Mag auch eine extreme Haltung sein, aber dieses gegenseitige Beweihräuchern hat mir ein schlimmes Trauma verpasst und mir die Lust auf Internet-Foren nachhaltig ausgetrieben, war seitdem glaube ich nie wieder in irgendeinem, auch nicht zu anderen Themen…;-)

    • Moin!
      Ich denke weniger, dass es eine extreme Haltung ist, sondern am Ende eher eine Mikro-/Makro-Frage. Klar braucht es kritische Stimmen bei der Korrektur/Bearbeitung eines Werkes. Aber ich denke diese Kritik muss spezifisch und fokussiert sein, nicht fundamental.
      Der (eigentlich gar nicht mal so) feine Unterschied zwischen „Mir gefällt das nicht, weil …“ und „Alles scheiß, das bringt doch eh nichts“ (und, im Extrem: „Warum glaubst du auch, dass du sowas kannst, lass das mal weiter die Profis machen …“)
      Denn das ist eine Haltung, die sickert einem sonst mit der Zeit halt doch langsam in Mark und Bein …

      Viele Grüße,
      Thomas

      PS: Apropos kritisches Gegenlesen und Feedback – diesen Monat noch! Ich schwör‘!

      • *lool* Das sollte jetzt gar kein Zaunpfahl sein, kein Stress! ;-)
        Ja, ich danke der feine Unterschied für mich zwischen Kritik und Lob in dem Fall (so richtige „Man das ist doch alles Kacke“ Feedbacks sind mir zum Glück bisher erspart geblieben;-) ist der, dass ich „unbegründetes“ Lob einfach mal so annehmen kann, auch wenn es natürlich mehr Spaß macht, wenn man mir auch sagen kann WAS denn da nun gefallen hat. Unbegründete Kritik dagegen finde ich in hohem Maße frustrierend, weil sie ausdrückt, dass etwas zu verbessern sein könnte (was bei Lob ja eher nicht der Fall ist), aber man kommt nich dahinter was es ist…*sfz*
        Ich stelle aber auch fest, dass es Vorteile hat lange mit denselben Menschen kreativ umzugehen, man pendelt sich arbeitstechnisch aufeinander ein und lernt auch so ein bißchen mit welchen Hinweisen und Anregungen der jeweils andere was anfangen kann. Das ist evtl. im Internet auch schwierig, aber prinzipiell bin ich total bei dir, dass man sich solche Ventil- und Reflektionsmenschen suchen muss, wenn man nicht das Glück hat schon welche zu kennen, ansonsten ist grade Schreiben schnell ziemlich einsam und man sieht den Wald vor Bäumen nicht mehr. Außerdem wird die Angst vor der weißen Seite leichter ertragbar.;-)

  2. Salve!
    Ich möchte Dir recht geben, es ist enorm wichtig, dass das Umfeld stimmt und dass die Dinge die man anpacken möchte auch mit der nötigen Energie (aber auch Kritik) versehen werden.
    Feiner Text voller Denkanreize, so soll es sein.
    Danke Dir.
    Lieben Gruß,
    Daniel

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