Die Namen einer weit, weit entfernten Galaxie

Hallo zusammen!

Heute mal was anderes als die letzten Male, heute mal ein paar Gedanken über … ja, vordergründig darüber, wie Namen bei „Star Wars“ funktionieren, aber hintergründig am Ende eigentlich auch noch etwas anderes.

Angefangen hat dieser Artikel in gedanklicher Form – wie so vieles – beim hier so oft erwähnten Rollenspiel-Wochenende letztes Jahr. Eigentlich aber sogar noch im Vorfeld davon. Am ersten Abend, bevor das Spiel begann und als wir uns noch einfach locker unterhielten, erwähnte unsere Spielleitung, dass sie eigentlich bei den Charakternamen schon geahnt habe, dass die beteiligten Leute alle den Star-Wars-Nerv gut treffen würden; ein schöner Einwurf, auch, weil ich vorher schon den gleichen Gedanken hatte. Irgendwie fühlten sich die Namen der anderen Spieler alle augenblicklich richtig an.

Aber das wiederum machte mir etwas klar, was ich zwar vorher auch irgendwie wusste, aber was ich mir nie bewusst gemacht hatte – man kann Star-Wars-Namen erkennen.
Nur woran?
Das erste, was einem auffällt, wenn man der Frage nachgeht, ist eine relativ markante Asymmetrie der Silbenzahl von Vor- und Nachnamen. Klassisch etwa die Kombination aus einer Silbe zu zwei Silben. Man denke an Han Solo, Mace Windu, Darth Vader, Kit Fisto oder Jyn Erso, um ein paar zu nennen. Auch anders herum gibt es die Variante, mit Boba und Jango Fett, Gallius Rax, Kylo Ren oder Qui-Gon Jinn etwa.
(Nebenbei, wem die Namen nicht alle was sagen … das ist okay. Da sind ein paar eher exotische Figuren dabei.)
Auch Varianten mit dreisilbigen Namen gibt es, bei denen dann aber der andere Teil des Namens ebenfalls ein- oder zweisilbig ist. Luke Skywalker und Bib Fortuna, Leia Organa und Ahsoka Tano etwa. Lando Calrissian hat sogar vier Silben im Nachnamen.

Das erscheint jetzt vielleicht wie ein willkürlicher Punkt – bis man sich vor Augen führt, wie beliebt doch oft symmetrische Namen sind. James Bond, Harry Potter, Bilbo Baggins, Frodo Baggins, das sind „ausgeglichene“ Namen. Indiana Jones folgt dem obigen Schema, aber Henry Jones schon nicht mehr, ebensowenig wie etwa René Belloq oder Marion Ravenwood.

Allerdings gibt es auch Star-Wars-Namen, die auf das System pfeifen. Rey und Finn haben ebensowenig Nachnamen wie Yoda oder Chewbacca, Darth Maul, Cassian Andor oder Ezra Bridger sind symmetrisch, ebenso Anakin Skywalker, und Konstrukte wie Ki-Adi-Mundi, Salacious B Crumb oder Sinjir Rath Velus sprengen eh jedes Schema.
Auch will ich hier gar nicht den Eindruck erwecken, dass das hier alles auf toller Empirie fußt, es sind einfach nur Beobachtungen entlang des Weges.

Nähert man sich den Namen hingegen mehr auf einer Klang-Ebene, so gibt es auch dort so einige Grundzüge. Han Solo hat nicht nur einen sprechenden Nachnamen, der Name gibt auch in seiner Kürze eine gewisse No-Nonsense-Parole raus, die zum Image des ungebundenen Schmugglers passt. Boba Fett ist ebenso ein guter Name für jemanden, der mit beiden Füßen fest auf dem Boden steht. Anders etwa als Lando Calrissian, dessen extrovertierte Natur schon im Namen steckt.
Blickt man dagegen zu den imperialen Offizieren, so klingen schon die Namen gleich nach einem bürokratisch-tyrannischen System. Wilhuff Tarkin, Sheev Palpatine, Orson Krennic – das hat auch eine eindeutige Klangfarbe.

Und dann gibt es noch eine dritte Perspektive – denn neben all dem liebt Star Wars auch noch seine mythischen Referenzen. Wenn man mal so seinen Blick über einen Teil der Crew der Ghost in „Rebels“ schweifen lässt, wird das deutlich wie selten sonst: Kanan, Ezra, Hera, Sabine – die Stoßrichtung ist klar. Aber auch bei genug anderen Figuren finden sich zumindest entsprechende Deutungen, nur oft verschleierter.

Es soll aber heute nicht das Ziel sein, hier am Ende den perfekten Star-Wars-Namensgenerator zu schreiben. Was ich vielmehr sagen will: Obwohl Star Wars mittlerweile durch viele Hände gegangen ist, viele Leute viele Geschichten in dieser weit, weit entfernten Galaxis erzählt haben, so besitzen die Namen in diesem Setting doch etwas sehr wichtiges: Sie besitzen Kohärenz und Konsistenz.
Sie sind darin freilich nicht alleine. George R.R. Martin etwa ist auch sehr gut darin, seine Figuren nach einem stringenten System zu benennen und sie relativ eindeutig zu „Eis und Feuer“-Namen zu machen. Vor allem seine coole Marotte, phonetische Nachbildungen irdischer Namen zu nutzen – Eddard statt Edward, Jon statt John, Petyr statt Peter etc. – gefällt mir extrem gut.
Auch DSA hat da ein Händchen für und kann neben Klassikern wie „Alrik“ auch andere Namen anbieten, die einfach augenblicklich in die Welt passen. Etwa zwölfgöttliche Namen wie Fürchtepraios und Anatsasia, oder „deutscher als deutsche“ Namen wie Strammgert oder Ildagunde. Ich meine, hier ist es ausgeprägt genug, dass wir da jüngst erst ein ganzes Buch zu im Verlag veröffentlicht haben.
Ob nun also das Lied von Eis und Feuer, das Schwarze Auge, unsere eigenen Die 1W6 Freunde oder eben hier nun Star Wars, diese Kohärenz und Konsistenz in der Benennung wird schnell zu einem subtilen, oft unbemerkt bleibenden, aber doch bedeutsamen Markenzeichen eines solchen Settings.

Diese namentliche Identität ist nicht mal zwingend realistisch. Schaut man mal nicht auf die Figuren, sondern auf die Schauspieler von „Rogue One“, so liest man dort in einer Reihe Felicity Jones, Diego Luna und Jiang Wen – das ist weniger konsistent als viele der obigen Namen.
Aber wer ein fiktives Szenario ein wenig enger, ein wenig glaubwürdiger, ein wenig griffiger machen will, der findet in einer passenden Benennung ein Werkzeug, das nahezu keinen Aufwand erfordert, aber große Wirkung zeigen kann.

Und das wollte ich doch zumindest teilen, so als Gedanken.
Der nächste Beitrag hier werden dann denke ich schon die Februar-Zwischenstände sein. Himmel, wie die Zeit verfliegt …

Viele Grüße,
Thomas

2 Kommentare zu “Die Namen einer weit, weit entfernten Galaxie

  1. Hach, schöner Artikel. Namen sind ja auch so ein … Ding, über das ich ewig nachdenken kann. (Beim Rollenspiel denke ich mir in 20 Minuten einen Charakter aus und denke dann 2 Wochen drüber nach, wie er/sie denn nun heißen soll.)

    Ich seh das auch so: Es gibt einfach typische Star-Wars-Namen, die total nach Star Wars klingen. Das mit der Symmetrie war mir noch nicht so aufgefallen, aber ja, da sind viel dabei.

    Noch 2 unzusammenhängende Gedanken dazu: Es gibt auch so innerweltliche Star Wars-Namensregeln, auch wenn sie teilweise inzwischen Legends-Kanon sind. Twi’lek-Namen z. B. müssen immer so sein, dass der Vorname zusammen mit dem Clan-Namen ein Wort bildet (nachzulesen in der Wookiepedia) – das finde ich auch extrem cool und spannend.

    Und zweitens: Star Wars is ja auch ganz groß in so superplumpen irdisch entlehnten Namen. Was bei Mon Calamari (hmmm, lecker :p) noch geht und bei Umbara für einen Schattenplaneten auch noch erträglich ist, hört dann bei Namen wie Savage Opress (srsly??) irgendwann echt auf. Aber gut, vielleicht ist das nur so ein pet peeve von mir. Immerhin hab ich neulich sehr drüber geschmunzelt als ich festgestellt hab, dass der Bank-Fuzzi in Aftermath 1 nach dem berühmten römischen Miethai Crassus benannt ist ;).

  2. Ich muss ja zugeben, dass ich mir da bei Elysion nur ganz rudimentär Gedanken zu gemacht habe, die meistens in die Richtung gingen, dass kriegerische Charaktere am besten mehr Konsonanten und Pflanzenwesen mehr Vokale in den Namen haben sollten. Aber Figuren „den“ richtigen Namen zu geben, ist auch eine Kunst, an der ich gerne immer wieder mal verzweifle…;-)

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