Gedruckte Verlagsprogramme: Eine Tüte Nostalgie

Hallo zusammen!

Heute will ich einfach mal nostalgisch sein. Es ist ja mal wieder Frühjahr und wie oft in den Zwischenjahreszeiten schicken sich viele Verlage an, neue Programmhefte und Spartenprogrammhefte auf den Markt zu bringen. Piper, so als Beispiel, bietet seine Kataloge hier zum Download an, die Programme von Droemer Knaur inklusive des erwähnenswerten neu geschaffenen Fantasy-und-SciFi-Segments des Verlages findet man hier, Cross Cult haben ihre Programme hier, und so weiter, und so fort.
Auch beim Mantikore-Verlag gibt es so ein Programmheft, was insofern noch mal etwas Besonderes ist, als dass der erste Entwurf dazu eine meiner letzten Arbeiten voriges Jahr für den Verlag waren, die ich allerdings abgegeben habe, als der Wechsel zur festen Anstellung bei Ulisses absehbar war.

Es gibt sie also, diese Verlagsprogramme. Warum also schreibe ich das alles hier?
Weil es sie früher gedruckt gab.
Sicher, das gibt es heute bisweilen auch noch; so fand ich dieser Tage mehr durch Zufall das Fantasy-Programm von Penhaligon hier in einem örtlichen Buchladen in gedruckter Form, aber alleine dass es mir derart ins Auge stach, hatte mir noch mal vor Augen geführt, wie sehr ich diese gedruckten Sammlungen auf Papier eigentlich vermisse.
Weshalb aber, da muss ich vielleicht etwas ausholen.

Verlagsprogramme

Im Kontext dieses Artikels gibt es zwei wichtige Faktoren über meine Jugend zu betonen: Zum einen lag sie (wenn auch knapp) vor dem Zeitpunkt, an dem das Internet in unseren Haushalten ankam, und sie spielte sich in einem kleinen Städtchen in der Eifel ab.
Das bedeutet insgesamt zwei Dinge: Wir hatten zwar ein Buchgeschäft (bzw. ein Buch- und Schreibwarengeschäft) mit einer kleinen Auswahl, aber mehr als ein generelles Tor in die Phantastik konnte das beispielsweise nie sein.
Den Herrn der Ringe hatten sie interessanterweise immer vorrätig, sowohl in der alten grünen wie auch der roten Ausgabe. Auch gab es mehrere Drehständer, auf denen dann unter anderem in „meinem“ Genre die neuesten Romanveröffentlichungen rund um DSA, Shadowrun, die Drachenlanze und Star Wars auf Leser warteten, aber damit war das auch erschöpft.
Dann gab es ja auch damals schon die Werbeseiten am Ende eines Buches, die wiederum auf weitere Titel im Verlag hinwiesen, was ebenfalls helfen konnte. Aber dann? Dann wurde es schwer …

Auftritt: Die Verlagsprogramme.
Im Format meist DinA5, geheftet, präsentierten die ganzen Verlage das aktuelle Lineup sowie die magische Liste lieferbarer Titel. Beides bot natürlich kaum Informationen. Coverabbildung bei den Neuerscheinungen, kurze Beschreibungen bei einigen Titeln, und nichts als Namen im Gesamtverzeichnis. Und dennoch war es genau das, was ich brauchte, denn es war ein Tor, ein Ausblick auf andere Dinge, die es noch geben könnte.
Auch damals schon erschienen die Hefte mehr oder weniger getaktet saisonal. Das hieß dann aber auch, dass jedes dieser Hefte sehnsüchtig erwartet wurde, dass zumindest einmal in der Woche nach der Schule der Heimweg in den Laden führen musste, um zu schauen, ob es Neues gibt, und wenn, was man davon lesen können wollte.
Ich mochte das.
Und mag es noch immer.

Nun sei ganz klar gesagt: Das Internet ist da, die allumfassende, oft tägliche Berichterstattung über Neuerscheinungen ist fest Teil unserer Zeit. Dieses Blog hier würde andernfalls zu einem Paradoxon; auch der Videopodcast / das Vlog meines Arbeitgebers ist ein modernes Beispiel, wie man es heute angehen kann, seine Neuheiten vorzustellen.
Davon abzuweichen und als Verlag beispielsweise zu sagen, dass man selbst nur halbjährlich auf Papier informiert, wäre dumm, denn eine künstliche Verknappung von Informationen ist eigentlich nie eine gute Idee.
Und doch muss ich ganz persönlich, irrational und nostalgisch sagen, mir fehlt „die gute alte Zeit“ manchmal …
(Also jaja, die „gute“ Zeit mangelnder Informationen, schwierigerem Bezugs der Produkte und so. Ich sagte ja schon, heute spricht die Nostalgie.)

Ich bin auch nicht alleine. In Vorbereitung zu diesem Artikel hab ich in einigen Buchhandlungen in Aachen mal beiläufig gefragt, ob es eigentlich diese kleinen Programmhefte noch gäbe, und jede einzelne Buchhändlerin (kein Gender-Aspekt in der Antwort; es waren einfach keine Herren anzutreffen) reagierte mit sichtlichem Bedauern und Wehmut.
Nun, es ist nicht zu ändern, so viel steht fest. Mir ist auch bewusst, dass das gerade alles gefährlich nah am „Früher war alles besser, da konnten wir uns noch ohne App verabreden“-Territorium ist; zugegeben, das wäre auch mal ein Thema für sich, aber darum soll es gar nicht gehen.

Der Katalog 2016 -aussen.inddMeine Kernaussage ist einfach: Manchmal vermisse ich den Zauber, den sense of wonder, der von diesen Heften ausging. Das wollte ich mit euch teilen.
Zum Wochenende geht übrigens auf der DORP als Download eine neue, aktualisierte Version unseres DORP-Kataloges online. Es fehlt uns das Geld, den drucken zu lassen, insofern sind wir da genauso PDF-basiert wie die Beispiele zu Beginn. Aber zumindest, dass wir einen haben, das beruht nicht zuletzt auf dieser Zuneigung meinerseits.
Wer ihn zumindest mal gedruckt sehen will, auch wenn man ihn nicht mitnehmen kann, der findet ihn (und uns) auf der RPC in Halle 10-2, Stand F-90. Den Katalog, sofern der Druck rechtzeitig klappt. Alles sehr knapp, dieses Jahr, alles sehr knapp.
Und damit auch genug schamlose Eigenwerbung, und genug Nostalgie für heute. Ich wünsche euch eine tolle Woche! Wenn’s klappt, gibt’s dieser Tage aber auch noch einen weiteren Artikel …

Viele Grüße,
Thomas

2 Kommentare zu “Gedruckte Verlagsprogramme: Eine Tüte Nostalgie

  1. In der Prä-Internetzeit sind die gedruckten Programme völlig an mir vorrübergegangen, da hatte ich mich immer an den Werbeseiten am Ende der Bücher orientiert und an den damals noch gut sortierten Regalen der Buchhandlungen, die tatsächlich noch alle Teile einer Serie enthielten (selbst beim „Rad der Zeit“).

    Die Programmvorschauen durchstöbere ich erst, seit es sie als PDF-Dateien im Internet gibt. Es gibt sie aber auch noch in gedruckter Form. Mir liegt z. B. die schön gestaltete Vorschau von Knaur im Din-A4-Format vor, und von Fischer/Tor gibt es zum neuen Programmstart einen 300-seitigen Reader mit ausführlichen Leseproben und Autorenvorstellungen.

    • Moin translateordie :)

      Zunächst mal spannend – dein Artikel unter dem Motto „Wo sind die Frauen?“ anlässlich des Piper-Programms war eine von diversen Inspirationsquellen, diesen Text hier nun endlich mal zu schreiben :)

      Was die Buchregale im Laden betrifft, so kann ich wie gesagt in Relation echt nicht meckern. Aber wenn der Buchladen im Ort halt die halbe Ladenfläche für Schreibwaren, insbesondere Schulbedarf, nutzen muss, gibt es einfach Grenzen, was die Kapazitäten betrifft.
      Aber damals gab’s sogar im Extra-Markt im Ort zwei von diesen drehbaren Regalständern neben den Zeitschriften, wo dann wenigstens so das geläufige Zeug von Star Wars bis Pratchett zu finden war. Das ist ja heute auch eher anders.

      Die gedruckten Exemplare, ja, die gibt es noch. Aber es ist schon etwas anderes; die 300-seitigen Reader kriegst du halt nicht mehr als Freebie in jeder Buchhandlung, schätze ich. Ich war ja wie geschrieben sogar vor dem bloggen noch empirisch tätig und hab in den diversen Buchläden hier in Aachen mal nachgefragt und offenbar werden solche Programme bestenfalls noch an die Buchhändler, nicht mehr aber in weiter Flur an die Kunden ausgegeben.
      Und darum ging’s mir.

      (Kombiniert natürlich mit dem Aspekt, dass es auch einfach nicht mehr die selbe Zeit ist wie damals und das Internet als Informationsquelle ja nicht weggehen würde, selbst wenn alle ihre Kataloge wieder drucken. Aber um Pragmatismus ging es hier ja auch nie ;))

      Viele Grüße,
      Thomas

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