Hallo zusammen!
Manchmal verkünde ich ja hier Produkte, an denen ich mitgewirkt habe, unter der Überschrift „Buchstaben aufs Cover“ – und ich weiß, das klingt oft wenig eindrucksvoll. Klar, ein Coverzeichner, der unter immenser Handwerkskunst detaillierte Bilderwelten erschafft, dessen Leistung fällt ins Auge. Die des Covertypographen vermutlich weniger.
Es ist ein Thema, was wir hier zwar anhand von Daniel Abrahams Buchreihe „Die magischen Städte“ schon mal gestreift haben, aber das einmal Vertiefung verdient, wie ich finde. Dank Nic, dem Chef vom Mantikore-Verlag, kann ich euch heute jedoch einmal anhand vom kommenden Roman Totes Land ein wenig nachzeichnen, was für immense Wege ein solches Cover mitunter zurücklegen muss, bevor wir unsererseits zufrieden sind mit dem Ergebnis.
Da das aber bildreich wird, verpacke ich es denke ich hinter einem [Weiterlesen]-Knopf, damit die Startseite hier nicht ganz darunter verschwindet. Und bevor wir zum Thema kommen, nur schon mal gesagt: Kommendes Mal ist es schon wieder so weit – Zwischenstände.
Viele Grüße,
Thomas
Die allererste Beschreibung, die ich bekam, war die Idee, mit einem ganz schwarzen Bild zu arbeiten, auf dem weißer Text prangt. Begleitet von der Anmerkung, dass das „o“ in Totes Land doch durch einen Totenschädel zu ersetzen sei.
Ich hab, mehr oder weniger nebenher, mal einen ersten Entwurf gebaut, der sah dann so aus:
Ausgehend davon stand dann eine Art Brainstorm-Phase an, um zu schauen, was man daraus bauen könnte. Hierzu muss man wissen, dass ich halt als Freelancer in Aachen sitze und der Verlag in Frankfurt, insofern gehen für so etwas immer so einige Mails hin und her. Die Entwürfe rockten uns aber alle nicht so.
(Und ein kleiner Hinweis: Die Skyline war ein Platzhalter aus einer Clipart-Sammlung und wäre noch einer postapokalyptischen Skyline gewichen, wenn wir denn diesem Weg weiter gefolgt wären; aber das hätte dann einen Zeichner erfordert.)
Ich habe am Ende dann noch einen letzten Entwurf ins Rennen geworfen, den ich persönlich schon ganz griffig fand, der auch gut auf Kurs war … bis wir beschlossen haben, das komplette Design umzuwerfen.
Der Sprung von „Entwurf 1, Version 7“ hin zu „Entwurf 2“ ist, wie man sieht, gewaltig.
War es aber auch irgendwie nicht. Also „Bildmotiv“ war an sich gut, aber nicht dieses Bildmotiv. Was uns zu „Entwurf 3, Version 1“ führt, der langsam auch die Zielgerade bildet:
Die Typographie, das merkt man, ist teils die von Entwurf 1 (der Schädel kehrte zurück, auch wenn wir uns schon im Klaren waren, dass es der Schädel wohl nicht werden sollte), der Rest war neu. Erstmals tauchen nun auch die Elemente der corporate identity auf, wie etwa der „Mantikore“-Kasten am Rand, den ich für die Romane ab 2014 gestaltet habe. Wir verfeinerten das Ganze in einem kleinen Schritt, den ich euch nun erspare, und einem größeren Schritt hin zu dem hier:
Und das ist dann auch die letzte Fassung, die ich selbst betreut habe. Die generelle Motividee war festgelegt, doch größere Zeitnot bei Night’s Watch – Die Nachtwache, einem Game-of-Thrones-Rollenspiel-Quellenband, den ich parallel betreute, führte dazu, dass ich sozusagen das Finish der Gestaltung abgab und Helge C. Balzer, der auch schon etwa das tolle Design der Verlagsausgabe von Soylent Green übernommen hat, vollendete den Zyklus.
Der Sprung ist noch mal gewaltig und ich hoffe, bei einem anderen Buch auch mal die gleichermaßen spannenden Schritte des Finetunings nachzeichnen zu können, aber aus dieser Vorarbeit und Helges wirklich großartigem letzten Schliff steht nun das Cover, wie ihr es vielleicht auch schon in den sozialen Medien erspäht habt:
Ich hoffe, ihr hattet Spaß an der kleinen Tour!
Viele Grüße,
Thomas