Das digitale Buch im Selbstversuch: Ein Auftakt

Hallo zusammen!

Für den Fall, dass Leute beginnend mit diesem Text in mein Blog stolpern oder einfach noch nicht so lange oder so konstant mitlesen, sollte ich mit einem Disclaimer beginnen.
Ich mag gedruckte Bücher. Ich mag die Haptik, den Geruch, ich mag das Handling, die Auswirkungen verschiedener Papiersorten, all das. Zu Buch-Trivia hab ich ja sogar eine ganze Artikelreihe hier im Blog, die ich zwar in großen Abständen aber dennoch wann immer ich dazu komme beherzt führe. Auch empfinde ich Bücher als angenehme Dekoobjekte, nicht nur als enervierende Staubfänger, wie ich das andernorts schon gelesen habe. Ich habe viele Bücher um mich herum und ich wollte es nicht anders haben.
Aber das führt natürlich dazu, dass ich grundsätzlich echt nicht die Zielgruppe bin, um dort einen eBook-Reader zu bewerben. Eine Meinung, die ich ja nun laut und breit auch immer jedem unterbreite, der mich darauf anspricht.

Zweieinhalb Gründe allerdings haben mich in letzter Zeit dahingehend zumindest auf verschiedenen Ebenen neugierig gemacht. Eine davon hängt sogar ganz akut mit diesen anhaltenden Statements zusammen, denn wenn ich eins niemals sein will, dann einer von denen, die gegen etwas sind, bevor sie es nicht selber probiert haben. Eine Einstellung, die mir jeweils entgegen meiner Erwartungen mit LARP und historischem Tanz schon zwei Hobbys eingebracht hat, die ich in meinem Leben niemals wieder missen mag.
Aber in mir schwelte schon länger der Gedanke, dass ich wenigstens einem E-Ink-Reader eine Chance geben muss, wenn meine Meinung irgendwo fußen soll. Nun, gut.

Grund Nummer anderthalb sind eine Reihe kleinerer Titel, die nur als eBook erschienen sind, aber die mich reizen. Nicht genug, um einen Reader anzustreben, aber eben doch grundsätzlich reizen. Aber wie gesagt, auch der gab nicht den Ausschlag.

Der kam letztlich aus einer ganz anderen, nämlich einer klassischen Richtung. Ich meine, ich bin ja studierter Literaturwissenschaftler, aber jeder, der das ebenfalls studiert hat, wird wissen, dass das Maß an Klassikern, die man lesen sollte in der Regel satt den Anteil übersteigt, den man zeitlich auch gelesen bekommt. Und mehr noch: Blicke über den sprachlichen Tellerrand konnte die Aachener Germanistik nur in Ausrutschern, weshalb ich beispielsweise auf dem ja durchaus auch relevanten Feld der britischen Klassiker gewaltige Wissenslücken aufzuweisen habe.
Und aufgrund verfallender Copyrights sind viele, viele dieser Klassiker digital kostenlos zu haben.

Nun nenne man mich geizig, meinetwegen, aber damit wurde langsam ein Schuh draus. Digitale Bücher sind im Vergleich zu gedruckten Pendants nicht billig genug, um den Kauf eines Readers sinnvoll amortisieren zu können – was auch gute Gründe wie faire Löhne als Hintergrund haben mag, aber das ist ja als Endkunde zweitrangig. Mit legal kostenlosen Büchern allerdings kippt diese Waage natürlich weit schneller.
Und somit kam vor einige Wochen bereits mein neuer technischer Mitbewohner hier an: Ein Kindle.

So sieht er also aus, mein erster Kindle

So sieht er also aus, mein erster Kindle

„Aber warum das Amazon-Gerät?!“, mag man rufen. Über Monopolgefahr auf dem eBook-Markt, mögliche Ausbeute etc. wurde in der Vergangenheit wirklich viel geschrieben und viele der Bedenken, die geäußert wurden, sind gute, wichtige, richtige Bedenken. Aber da greift Motivation 1 wiederum – da mir diverse der Leute, denen ich meine Unbekehrbarkeit zum digitalen Buch immer wieder bekundet hatte, unabhängig voneinander geschrieben hatten, dass auch für sie erst diese „Kindle Experience“ mit dazu geführt habe, sie zu überzeugen, wollte ich nicht das Risiko eingehen, nachher zu hören, dass ich es ja nicht beurteilen könnte, wenn ich nur einen Reader XY getestet hätte.
Geworden ist es der normale Kindle, also kein Paperwhite oder dergleichen. Und vorweg: Das ist ein echt schickes Stück Technik. Die Frage wird nur sein, ob das in meinen Lesealltag passt.

All das durchaus mit den Hintergedanken, hier im Blog gelegentliche Einblicke zu geben. Ich kann soviel sagen, dass ich „Wuthering Heights“ von Emily Brontë nun kostenlos gelesen und als Buch für zurecht als brillant bezeichnet bewertet habe, der Reader selber … wir werden einander weiter testen, denke ich.
Aber darauf werde ich in einem späteren Beitrag zurückkommen.

Dies ist ein sehr kluger Karton!

Dies ist ein sehr kluger Karton!

Was die erwähnte „Kindle Experience“ betrifft, so muss ich es Amazon lassen, dass sie raushaben, wie man Kunden etwas bietet. Der Kindle, um sozusagen einen Schritt vom ersten Bild aus noch weiter zurück zu gehen, kommt per Post in einem elegant aussehenden, wertigen Pappkarton daher, in dem er nicht nur sicher ruht, sondern der es auch versteht, einem das Gefühl zu geben, lifestyle gekauft zu haben.
Es ist in gewisser Weise ein Apple-Stunt. Wer den Apple-Karton der Tastatur eines Macs sieht und die Seite hat, auf der die Seitenansicht des Geräts zu sehen ist, der blickt auf einen halben Zentimeter Aluminium vor weißem Grund. Die Aussagekraft ist gleich Null, aber es ist etwas Besonderes.
(Vor langer Zeit schrieb ich schon mal über die Psychologie von Verpackungsdesigns, wie man hier nachlesen kann.)
Hier ist es etwas anders, aber das matte schwarz, die ganze Ausstattung, das macht etwas her.

Den größten Kniff, den sie sich aber erlauben, vollführen sie, indem sie ihr Display nutzen. Wenn der Kindle kommt, hat der Kindle durchaus Saft im Akku. Öffnet man nun die Kiste, erspäht man wie auf Bild 1 gezeigt das Gerät und nimmt diese „Kindle“-Darstellung nebst Schriftbild darauf war. Mein erster Gedanke war, dass da ein Stück Pappe oder so zum Schutz des Displays noch auf dem Gerät liegen würde, aber nein, es ist eine E-Ink-Darstellung.
Und es fällt relativ schwer, die optische Qualität der Darstellung dahingehend zu kritisieren, wenn mich das Gerät doch schon beim Auspacken selber dazu verleitet hat, es wie Papier wahrzunehmen.
Clever, Amazon. Wirklich clever.

Wie gesagt, ich halte euch auf dem Laufenden. Das nächste Mal, wenn ich dazu komme, werde ich mal die eigentliche Leseerfahrung bei dem ersten digitalen Buch für mich umreißen.
Aber kommendes Mal ist es erst einmal wieder Zeit für Zwischenstände.

Viele Grüße,
Thomas

Ein Kommentar zu “Das digitale Buch im Selbstversuch: Ein Auftakt

  1. Pingback: Das digitale Buch und ich | Thomas Michalskis Webseite

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