Hallo zusammen!
Wie angekündigt war ich am Samstag auf der SPIEL in Essen. Der Messe für Brettspiele, aber zumindest bis die RPC hinzu kam auch das Event für Rollenspieler. Ich bin glaube ich mit einem Jahr Ausnahme in den letzten zehn Jahren immer mindestens einen Tag da gewesen, irgendwo so vor grob einem Jahrzehnt auch mal für die kompletten vier Tage. Manche SPIELs waren besser als andere, aber im Endeffekt hat es sich immer gelohnt.
Die SPIEL 2012 ist die erste, von der ich wirklich mit gemischten Gefühlen heimgefahren bin. Direkt vorweg: Wie immer toll war es, viele phantastische Leute endlich mal wieder getroffen zu haben. Die Rollenspiel-Szene, das ist ja letztlich im Bezug auf die SPIEL mein Biotop, ist ein heterogenes Gemisch aus spannenden Leuten und da man sich ja letztlich immer nur auf Cons und Messen trifft, fällt das klar unter „Highlight“. Ich hab zwar nicht alle getroffen, die ich treffen wollte, Daniel von Cthulhus Ruf etwa ist mir durch die Lappen gegangen, aber der hat zumindest mittlerweile die Texte zur dritten Ausgabe von mir; dazu aber dieser Tage mehr.
Auch toll war meine Reisegemeinschaft, wenn man so will, denn ich war wieder einmal mit ein paar der tollsten Leute dort, die ich kenne. Sogar das maßlos überteuerte Brötchen mit dem halbwegs überteuerten Latte macchiato, das ich mir mit einem Kumpel gegönnt habe, während unsere Dritte im Bunde in der endlos langen Geldautomatenschlange auf finanzielle Erlösung hoffte, war so lecker, dass es mir um das Geld nicht mal leid tat.
Was aber hat mich nun gestört?
Ein bisschen die Messe selbst. Sicherlich, es sind einige echt coole Sachen erschienen. An vielen Sachen, die ich ehrlich, wenn auch parteiisch, cool finde, war ich irgendwie beteiligt. Silverbergs Lord Valentine bei Mantikore etwa, oder die gedruckte Version des Schicksalspfade-Einsteigerheftes bei Ulisses. Aber das ist unfair und bei Verlagen oder auch Institutionen, für die ich letztlich arbeite, bin ich zu voreingenommen, um das wirklich zu zählen.
Auch sonst gab es durchaus coole Produkte, „Ägypten“ bei Pegasus gefällt mir richtig gut, und Material für „Private Eye“ ist immer schön, etc., aber was mir fehlte, war das Unerwartete. Irgendein Produkt, dass ich nicht auf dem Schirm hatte und das sich dann dennoch direkt in die Bahn werfen konnte, um ein „Kauf mich“ durch die Gasse zu hauchen. Vielleicht gab es die und wir haben die auf unserer Stippvisite nur nicht gefunden, das ist möglich.
Was mir aber ebenso fehlte waren einige der „üblichen Verdächtigen“ unter den Ausstellern. Ich selber spiele ja keine Tabletops, aber ich war schon irgendwie irritiert, Games Workshop nicht vor Ort zu sehen. Ich habe für diesen Artikel noch mal in das Aussteller-Verzeichnis geschaut und es scheint wirklich nicht unsere Dumm- oder Blindheit gewesen zu sein, GW, der „Megakonzern“ unter den Tabletop-Machern war wohl abwesend. Und gerade im LARP-Bereich, meinem zweiten großen Steckenpferd, war auch irgendwie nichts, was mich berauscht hat.
Ich sagte irgendwann zu besagtem mitgereisten Kumpel, ich hätte kurz bei Stand XY gestanden, aber mich dann gegen neue Lederhandschuhe entschieden, ich könne ja nicht jede Messe welche kaufen. So auf der SPIEL letztes Jahr und der RPC dieses Jahr schon geschehen. Da lachte er und meinte, ihm wäre es kurz zuvor ganz genauso gegangen.
Ein anderer Kumpel von mir sagte im Nachhinein, er persönlich sei froh, dass der „LARP-Wahnsinn“ der vorigen Jahre wieder etwas abgenommen habe. Das kann ich voll akzeptieren – allerdings hätte ich mich gefreut, wenn das, wenn schon unvermeidlich, nicht ersatzlos geschehen wäre.
Aber ich will hier auch gar nicht wie der hinterletzte Nörgelhannes rüberkommen. Ich hatte im Vorfeld gesagt, ich würde etwas zur Messe schreiben und das sei hiermit geschehen. Ist ja vielleicht auch gar nicht so verkehrt, wo meine Facebook-Übersicht nach der Messe recht gut gefüllt war mit Leuten, die das offenbar anders gesehen haben als ich.
Ich frage mich vor allem, und das ist vermutlich der interessanteste Aspekt an der ganzen Sache, woran es liegt. An mir? An der RPC und der Schwierigkeit, tolle Erscheinungen zwei Mal im Jahr aus dem Hut zu zaubern? Einfach am Jahr?
Ich weiß es nicht.
Um das jedoch noch mal klar zu sagen: Als Socializing-Event war auch die SPIEL 2012 eine schöne Veranstaltung und wie gesagt, ich freue mich über alle, die ich da mal wieder getroffen habe! Und eine ganze Menge Bücher, an denen ich beteiligt war und bei denen ich stolz bin, daran teilgehabt zu haben, sind dort erschienen. Das möchte ich weder schmälern noch schlechtreden, noch möchte ich da undankbar erscheinen.
Aber für mich, als Privatperson, ganz einfach als Besucher, hat die SPIEL 2012 irgendwie einfach nichts zu bieten gehabt, was über ein, zwei nette Gimmicks hier und da hinausgegangen ist. Und das finde ich irgendwie schade.
Aber um hier gar nicht erst ins Trübsaltal hinabzustürzen, zaubere ich morgen besagte Gründe, stolz zu sein, aus dem Hut – morgen gibt es ein langes, umfangreiches Belegexemplar-Posting!
Viele Grüße,
Thomas