Hallo zusammen!
Ich wollte heute kurz ein Thema anschneiden, auf das ich aus aktuellem Anlass wieder einmal gestoßen bin, das mir aber schon seit geraumer Zeit unter den Nägeln brennt.
Beginnen wir mit dem aktuellen Anlass: Deutschland ist ja nun im Halbfinale der Fußball-EM ausgeschieden. Keine Angst, es geht nicht wirklich um Fußball. Aber natürlich beginnt damit schnell wieder die Phase, in der es Leute schon immer gewusst haben und in der plötzlich klar ist, dass das ja alles nichts werden konnte.
Ich will mich hier auch nicht in der Medienanalyse verlieren, da verweise ich lieber auf einen brillanten Eintrag im BILDBlog, der im Grunde fast ohne Worte auskommt.
Jetzt aber wird es interessant: Arnd Zeigler, „Moderator, Journalist, Autor, Stadionsprecher und Sänger“ wie uns die Wikipedia verrät und nicht zuletzt durch „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ nicht unbeliebt, konnte es ganz offenbar nicht mehr hören und hat dazu einen phantastischen, offenen Brief verfasst. Den wiederum gibt es bei Facebook zu lesen (auch ohne Account).
Aber jetzt kommt die Crux: Das, was Zeigler da anspricht, betrifft nicht nur den deutschen Fußball. Es betrifft nicht nur den deutschen Sport und vermutlich mal nur Deutschland – nee, es ist ein Problem, das unseren ganzen Kulturkreis umfasst. Wir (im kulturglobalen Sinne) haben offenbar verlernt zu akzeptieren, dass es Graustufen zwischen dem ersten und dem letzten Platz gibt, Graustufen zwischen höchster Qualität und absolutem Mist.
Über den eigentlichen Sachverhalt müssen wir uns glaube ich nicht groß unterhalten. Natürlich gibt es Plätze unter der Spitze, etwa beginnend mit Silber und Bronze in der Welt der Leichtathletik. Und die Fernsehserie die ich vor einer Weile auf DVD geschaut habe – „Harper’s Island“ – war jetzt sicher nicht gerade „Game of Thrones“, aber ich hatte dennoch meinen Spaß. Sie ist – und das ist in Konsequenz wichtig – halt „okay“.
Ich meine, ich kann da ohne Probleme auch auf mich verweisen und weiß sehr wohl, dass mein Verfluchte Eifel jetzt nicht gerade der nächste King ist, aber dennoch kommen ab und an Leute und erzählen mir, dass sie das Buch gerne gelesen haben. Es scheint also auch „okay“ zu sein.
Darum geht es aber auch gar nicht. Das Problem ist vielmehr, dass sich die subjektive Wahrnehmung zu verschieben scheint. Rein vom Begriff her sollte man ja meinen, dass in Prozent gesprochen das Mittelmaß etwa bei der Hälfte liegt, die Spitze halt ganz oben und der Bodensatz eben dort: am Boden. Schaut man aber nun beispielsweise in ein anderes Feld, das schon länger vom gleichen Problem heimgesucht wird, den Videospieljournalismus, so bemerkt man schnell nicht zuletzt im Internet, dass die Realität ganz anders ausschaut. Es wurde in Deutschland ja sogar vor nicht so richtig langer Zeit noch diskutiert (siehe etwa hier und hier), dass zu den inhärenten Problemen mittlerweile gehört, dass offenbar der Bodensatz spätestens bei 65% beginnt, das Mittelfeld von dort bis etwa zu 90% geht und alles darüber dann die Spitze bildet.
Kriegt ein Spiel nun unter 80%, so kann man bereits sehen, wie im Internet darüber lamentiert wird, wie schrecklich schlecht der Titel geworden ist. Ein System, in sich völlig defekt, aber zugleich auch so ein Sinnbild dafür, dass alles, was nicht absolut top ist, nur Schrott sein kann.
(„Harper’s Island“ hat übrigens ein IMDb-Rating von 7,3 und „Game of Thrones“ eines von 9,4; passt also durchaus ins Bild.)
Nur kommt das mit einem Problem daher – die wenigsten Dinge sind absolute Spitzenklasse. Das kann sich dann letztlich nur in Wellen um Wellen verbitterter Empörung entladen, etwa so, wie das jetzt gerade beim Fußball zu beobachten war. Medien, an sich ja in ihrer Zweckbestimmung unserer Unterhaltung und damit Erheiterung zugetan, werden so vielmehr zu einem Quell der Frustration.
Ein Problem, was sich zudem noch hochschaukelt, denn in unserer medialen Welt ist es natürlich auch letztlich immer schwerer, nicht nur zu seiner eigenen Meinung zu finden, sondern auch dazu zu stehen. Wenn nun aber eine Verschiebung in unserer Grundvermutung entsteht, fort von der Annahme, dass uns Medien unterhalten werden und hin zu der Annahme, dass das ja eh nichts werden kann, nehmen wir uns selbst einen essenziellen Teil des Genusses, der unser Leben schlussendlich mitbestimmt.
Aber warum? Warum neigen wir zu diesem, im Endeffekt ja sogar schon selbstzerstörerischen Verhalten? So richtig weiß ich es auch nicht. Ich denke das Internet trägt sicher seinen Teil dazu bei, die anonyme „That all totally sux ololol!!11“-Kultur macht ein Ausmaß von Abrechnung möglich, die es in dieser Form vorher einfach nicht gegeben hat. In Fan steckt auch Fanatismus und jedes Phänomen mit Fans hat letztlich im Internet eine große Bühne. Aber das kann es nicht alleine sein.
Man muss natürlich auch sagen, dass Schwarzweißdenken viel einfacher ist als eine ambivalente Abwägung zahlreicher Facetten, ganz gleich ob im eigenen Sinne, oder im Sinne medialer Auswertung.
Bei der medialen Auswertung ist es eh klar: Krasse Negativschlagzeilen sind deutlich reißerischer als beispielsweise eine Beileidsbekundung. Aber halt auch im persönlichen Gespräch.
Beispiel: Der „Conan“ aus dem letzten Jahr. Als ich neulich mit einem Freund darüber sprach, kam halt auch von ihm die relativ verbreitete „Nee, der war total scheiße“-Kritik. Das mag ja seine Meinung sein. Aber auch wenn ich nicht glaube, dass besagter „Conan“ derart ein Film für die Ewigkeit sein wird wie der alte Schwarzenegger-Film, so kann ich doch aus dem Stehgreif eine ganze Menge Dinge aufzählen, die mir gefallen haben: Ich mag Jason Momoa als Conan, finde das Set-Design und die Kostüme wirklich gut, viele Effektszenen wie etwa der Kampf gegen das Tentakelmonster sind gelungen, ich mag den generellen „Sword’n’Sorcery“-Vibe des Filmes und, vielleicht das subjektiv wichtigste, fand ihn durchweg unterhaltsam, nie langweilig und hatte absolut meinen Spaß im Kino.
Klassische Gegenantwort: „Ja … Trotzdem.“
Sicher hat der Film seine Schwächen – aber er hat auch seine Stärken, genauso wie auch der erste Film mit Schwarzenegger bei vielen Stärken eben auch Schwächen hat.
Aber um das auch nur anzureißen habe ich bereits einen Absatz gebraucht und ich müsste noch weiter ausholen, wenn es wirklich eine saubere Argumentation sein sollte. Natürlich ist es einfacher, zu sagen, dass der Film nichts getaugt hat und gut.
Apropos „Argumentation“ – man achte auch ruhig mal darauf, wie in vielen dieser Diskussionen Argument, Ursache und Urteil verschwimmen. Es ist eine Bewegung fort von „Ich finde das hier doof, weil …“ und hin zu „Das hier ist doof, weil ich das so finde.“ Das ist wichtig, als Feststellung, denn es ist ein weiterer Umstand, der letztlich das schwarzweiße Kategoriendenken massiv begünstigt, denn Graustufen ohne Argumente sind letztlich unmöglich.
Die Konsequenzen dessen sind gravierend. Zum einen, weil ich mich als Urteilsfällender, wenn ich so einteile, selber entmündige. Wenn ich, um mal bei dem Film zu bleiben, festlege dass alte „Conan“-Film unerreicht ist und der neue halt Schrott, dann kann ich nur nach „Die Guten ins Köpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen“ vorgehen. Und damit landet der neue „Conan“ in derselben Schublade wie auch vermutlich die Fernsehserie, die Scorpion-King-DVD-Filme, Xena, Herkules sowie die ganzen Imitate aus den 80ern wie „Einer gegen das Imperium“ oder die Ator-Reihe. Wenn ich aber derart kaltblütig eine Schneise geschlagen habe, bin ich im Grunde schon in keiner Position mehr, eine Differenzierung zwischen all den genannten Titeln vorzunehmen.
Und den Anlass dazu gäbe es sicherlich, denn die sind alles, aber nicht gleichwertig. Auch nicht gleich-unwertig, bevor das jemand einwirft.
Das ließe sich dann auch etwa auf Musik übertragen. „Das neue Album von XY ist Schrott“ – klar, kennt man doch, als Aussage. Aus meinem privaten musikalischen Umfeld springen mich spontan etwa Subway to Sally oder Nightwish an; beides Gruppen, wo ich das so schon gehört habe.
Aber in dem Moment, in dem ich unreflektiert erkläre, beispielsweise die umstrittene „Engelskrieger“ von Subway to Sally sei totaler Mist, in dem Moment ziehe ich erneut eine Schneise. Eine, die mich in Konsequenz dazu nötigt – da es ja nur zwei Stufen gibt –, das Album auf ein Niveau zu setzen mit „Leise rieselt der Schnee“, dem Weihnachtsalbum von Daniel Küblböck. Vielleicht gibt es Leute, die das so sehen – ich tue es nicht. Und ich höre die „Engelskrieger“ jetzt auch nicht so gerne wie meinetwegen die „Herzblut“, aber ich erkenne für mich ganz persönlich besteht da noch immer ein himmelweiter Unterschied.
Das Problem an der Sache ist aber letztlich auch die Dynamik. Wie gesagt, das Internet fungiert als Katalysator, der letztlich auch auf Verkaufszahlen und die Wahrnehmung der Betroffenen einwirkt. Jeder baut sich mit der Zeit sicherlich auch einen gewissen Schutzschild auf, aber genauso wie ein „kleiner“ Autor etwa von einer unverdient niederschmetternden Rezension wirklich verletzt werden kann, schreit eine Zeitung wie die BILD auch laut genug, um auch an das Ohr von Profis wie den deutschen Fußballern oder Trainer Löw zu gelangen.
Auch dazu schreibt Zeigler einen sehr, sehr, sehr wichtigen Satz: „Das geht jetzt wieder, weil Robert Enke schon lange genug tot ist.”
Dieses Niederprügeln von allem, was nicht oberste Spitzenklasse ist (oder zu sein scheint!) macht es uns nur allen kaputt. Den Machern und den Nutzern. Kritik ist wichtig, Kritik ist gut, aber nur wenn sie argumentativ ist, wenn sie Nuancen kennt.
Und ich glaube, der einzige Weg, dass man das irgendwie wieder aus den Köpfen kriegt, ist Bewusstsein. Was auch exakt mein Grund war, diesen Beitrag zu schreiben.
Für mehr Ambivalenz. Für mehr Graustufen.
Viele Grüße,
Thomas
PS: Ein Nachtrag noch – ich will hier gleichermaßen nicht missverstanden werden als jemand, der es okay findet, mittelmäßige Arbeit leisten, weil das ja gut genug ist. Im Gegenteil. Das ist ein schmaler Grad, aber ich denke, es ist dennoch etwas anderes. Wenn ich persönlich an etwas arbeite, dann versuche ich immer, meine absolut bestmögliche Leistung zu bringen. „Tue es richtig oder lasse es ganz“, sozusagen.
Nur heißt das nicht, dass ich deshalb glaube, dass jeder immer und überall eben diese Leistung wird bringen können. Und manchmal sind andere besser.
„Sein Bestes geben“ und das unvermeidliche, daran gebundene Zitat aus „The Rock“ sowie die Philosophie dahinter und was wir von Meister Yoda dazu lernen können – na, ich denke, das wird mal irgendwann bald ein eigener Beitrag werden.
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen – sehr schön beschrieben (habe den Artikel auch anderen gezeigt, die dasselbe sagten), gefällt. :)
Vielen Dank – das freut mich :)
Wie ich einleitend schrieb, das brennt mir schon länger unter den Nägeln. Da freut es mich ja umso mehr, dass Leute zustimmen können :)
Viele Grüße,
Thomas
Ich kann mich noch an früher erinnern.
Damals hätte man noch gesagt: „Hoffentlich gewinnt Italien. Dann hat Deutschland immerhin gegen den Europameister verloren.“
Diese Einstellung ist leider irgendwann mal auf der Strecke geblieben.
Wow – danke!
Das ist ein richtig, richtig schöner Gedanke, dass mir so noch gar nicht gekommen war.
Du hast Recht – sowohl, dass man das früher gesagt hat, aber auch, dass das leider verloren gegangen ist.
Ist irgendwie auch ein Schritt weg von „Möge der Bessere gewinnen“ und hin zu „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ …
Danke für die Ergänzung!
Viele Grüße,
Thomas
Das klingt jetzt möglicherweise wie das ebenso abgedroschene, wie falsche, „dann mach es doch erstmal selbst besser“, aber ich glaube es hat gelegentlich, grade bei „That all totally sux ololol!!11“ „Kritik“, was damit zu tun, das man selbst noch nie versucht hat (so)etwas zu machen (sei es zeichnen, schreiben, basteln, filmen, fussballspielen, nähen, kreativ sein im sinne des „etwas erschaffen“) und, da man keine Vorstellung von der Arbeit hat die in sowas steckt, oder in der Googelbildersuche in Sekunden was besseres gefunden hat, ist man schnell mit einem „That all totally sux ololol!!11“ bei der Hand und kann nicht mal sagen warum, außer das man irgendwo einen Japanischen Meißer gesehenhat, der das in nem Youtube Video in 3 Sekunden 10.000 mal besser gemacht hat (und der hat auch noch in nem Kloster ohne Strom und Wasser auf nem hohen Berg gesessen!!einseinself!). Wie eingangs gesagt, ich glaube fest daran, das man es nicht besser können muß um es kritisieren zu können, aber ich glaube genau so fest daran das man eine Vorstellung von der Mühe haben muß die es gekostet hat das presentierte zu erschaffen um es kritisieren zu können. Das war jetzt lang und vermutlich wirr und unverständlich, aber es mußte raus :D
Moin!
Das ist immer ein sehr zweiseitiges Argument. Auf der einen Seite stehe ich fest hinter meinem irgendwann mal gefällten Postulat „Ich muss kein Bäcker sein um zu sagen, dass mir die Brötchen nicht schmecken“ – aber auf der anderen Seite (und quasi gerade drum) hast du dennoch unumwunden Recht.
Man findet das ja in allen Bereichen. Sei’s nun ein LARP-Con, sei’s ein Fantasy-Film, sei’s ein Musikalbum.
Letzteres ist vielleicht das schönste Beispiel: Ich bin kein Musiker, kann weder Instrumente noch meine Stimme derart bedienen, dass es zum Wohlgefallen anderer gereicht. Aber ich erlaube mir Urteile; einerseits, weil ich gerade früher auch viel mit Leuten ausgehangen habe, die ihrerseits Musik machten (und teils bis heute machen) und andererseits, weil ich zumindest theoretisch eine gewisse fachliche Grundlage habe, ergo mich in der Lage fühle, Aufwand und Qualität einzuschätzen.
Durchaus auch in Korrelation zueinander.
Aber ja, ich sehe das auch oft im Umfeld von „Xoro“ und „Hilde“. Sicher sind beiden Filme nicht „Herr der Ringe“, sind auch nicht „Einer gegen das Imperium“ – aber ich weiß, wie viel Zeit, Hingabe, Geld und Mühe darin stecken, freue mich über jeden der letztlich davon unterhalten wird und kann deshalb glaube ich auch anderen budgetlosen Werken, „Kickassia“ kommt in den Sinn, vermutlich ganz anders begegnen.
Nebenbei – wie du dir vielleicht denken konntest, war ich auch sehr versucht, die „Spoony trennt sich von Channel Awesome“-Sache mit aufzugreifen … aber Platz. Und das hätte eines Exkurses bedurft ;)
Summa summarum: Zustimmung ;)
Viele Grüße,
Thomas
„Eine, die mich in Konsequenz dazu nötigt – da es ja nur zwei Stufen gibt –, das Album auf ein Niveau zu setzen mit „Leise rieselt der Schnee“, dem Weihnachtsalbum von Daniel Küblböck.“
gargamelskatze:
„…ich glaube fest daran, das man es nicht besser können muß um es kritisieren zu können, aber ich glaube genau so fest daran das man eine Vorstellung von der Mühe haben muß die es gekostet hat das presentierte zu erschaffen um es kritisieren zu können.“
Das sehe ich auch so und btw., es gibt sehr viele Menschen, die die Musik von Daniel Küblböck, einschliesslich Weihnachts-CD, sehr mögen. Vielleicht sollte sich der Autor aktuell kundig machen, bevor er seine festgefahrenen Vorurteile verbreitet. Denn genau DAS ist oft der Grund für die im Beitrag kritisierte Schwarzweiss-Malerei, die – und da hat er recht – immer mehr um sich greift. Leider eben auch in diesem Beitrag.
Hallo Tausendschön,
lass mich etwas ausholen, denn ich glaube, sonst missverstehen wir uns.
Zunächst einmal, wichtige Einlassung, ist meines Erachtens jede Einschätzung eines Kunstwerks in jedwedem Sinne (Lied, Album, Text, Film, Comic, Foto, Gemälde etc.) immer subjektiv. Und unter diesem Gesichtspunkt liegt es mir absolut fern, irgendjemandem irgendetwas schlechtreden zu wollen – auch wenn ich verstehe, wie man meine Aussage in den falschen Hals kriegen kann, aber dazu gleich mehr.
Kundig gemacht habe ich mich, und zwar in einem relativ weitläufigen Maße. Das umfasst Hörproben im Internet genauso wie einige Berichte zur allgemeinen Wahrnehmung, um sicher zu sein, ob mein Beispiel wohl passt. Natürlich gibt es Leute, denen das gefällt – und das ist absolut cool so. Aber, wie sagt man, ‚meins ist es nicht‘.
Ich habe außerdem die Verkaufscharts geprüft. Auch hier wichtig – ich glaube nicht, dass Verkaufszahlen und Qualität in einer zwingenden Korrelation stehen, aber sie sind zumindest einer der wenigen, messbaren Indikatoren, die halt da sind. Ich habe mich ganz bewusst bei den Subway-Alben für die „Herzblut“ und die „Engelskrieger“ entschieden, da die in meinen Augen schwächere „Engelskrieger“ dennoch einen deutlich besserem Charts-Platz hatte und ich das ganz reitvoll fand; auch wenn das aus Platzgründen dann doch nicht in den Artikel geschafft hat.
Im Zuge dessen hab ich auch das Küblböck-Album überprüft – es war nicht in der Top-100.
(Nebenbei, ich habe auch rund um den zitierten offenen Brief viel nachgeschlagen, denn der Fußball-Kenner bin ich auch nicht. Wurde aber gemacht.)
Aber damit nähern wir uns jetzt von zwei Seiten dem Punkt an, wo ich glaube, dass das Missverständnis liegt – es ist nicht ein unreflektiertes Vorurteil, dass ich hier Subway to Sally über Daniel Küblböck einsortiere, sondern es ist meine ganz persönliche Meinung, erwachsen nur entfernt aus den Chartplätzen, vor allem aber aus persönlicher Erfahrung der Werke beider Interpreten.
Nun die Einschränkung: ich sehe die Missverständlichkeit, gerade in der wirklich ungünstigen Formulierung. Ich denke ich werde gleich, wenn ich die Kommentare durch habe, die Wortwahl (sichtbar, denn es geht um Klarstellung, nicht Zensur oder Dementi) etwas anpassen, um die Subjektivität des Urteils, dass da gefällt wurde, stärker in den Vordergrund zu bringen.
All die obigen Ausführungen sind übrigens nicht im Artikel gelandet, weil der bereits auf die fünfte Word-Seite zukroch und ich das Fass wenigstens für diesen Beitrag halt auch irgendwann mal wieder zubekommen wollte. Das hatte ich versucht, über das Conan-Argument (‚das hat jetzt schon einen Absatz gebraucht und ich müsste noch viel weiter ausholen‘) einzuschmuggeln; mea culpa, wenn das unklar blieb.
Zusammengefasst kann ich zwar verstehen, dass ich gerade mit dem Musikvergleich nicht jedermanns Zustimmung bekommen werde; das ist aber okay, weil ich nicht glaube, dass es ein Beispiel gibt, wo das der Fall sein kann.
Was du (zu Recht) von mir erwartest, ist ein generelles Sich-Kundig-Machen – das mache ich eigentlich immer.
Was man halt nicht von mir erwarten darf, ist, dass ich nach diesem Sich-Kundig-Machen letztlich eine Meinung erlange, mit der ein jeder konform gehen wird.
Das muss dann nicht gefallen, wobei ich hoffe (und glaube) dass durchaus eine Differenzierung zwischen Argument und Geschmack eines Autors treffbar ist. Nur den Vorwurf unreflektiert nachgeplapperter Vorurteile – dem möchte ich wirklich widersprechen.
Viele Grüße,
Thomas
Jetzt muss ich doch noch einmal antworten.
Es ist schon etwas skuriel, ausgerechnet bei Weihnachtsmusik danach zu gucken, ob sie in den Charts war. Nein, war sie nicht. Wie wäre es aber mit dem aktuellsten Titel „El Tiempo“ und verschiedenen anderen Titeln aus dem „Best Off 2003-2010“-Album, die in diesem Jahr über mehrere Wochen zu den Amazon Jazz- bzw. Blues-Bestsellern gehörten. DAS meinte ich mit kundig machen.
Davon abgesehen, stimme ich dem Beitrag weitestgehend zu.
Das wird dich kaum überraschen, Thomas, aber ich stimme dir nahezu vollkommen zu. Über diese Sachen verzweifele ich auch ständig. Wenn ich im Computerspielerbereich an die „F.E.A.R.“-Reihe denke. Teil 1 und 2 haben einen verdammt guten Ruf und das zu Recht. Teil 3 hatte sich ein wenig verändert – weniger Horror, mehr Action, mehr Story, mehr BUMM.
Ich habe sowohl an Teil 2 als auch an Teil 3 meinen Spaß gehabt, denn Teil 3 ist handwerklich verdammt gut gemacht und macht Laune auf seine Weise, die eben anders ist. Trotzdem wird Teil 3 überwiegend zerrissen, weil er nicht mehr „F.E.A.R.“ ist. Sicherlich hat mir Teil 2 besser gefallen als Teil 3. Aber trotzdem würde ich nicht so weit gehen und sagen, dass Teil 3 Mist ist, denn das ist er nicht. Ich hatte Spaß und war unterhalten und das zählt.
Ähnliches prophezeie ich bereits für „Dead Space“, denn da waren Teil 1 und 2 auch absolut makellos. Der dritte Teil sieht danach aus, dass er sich ein wenig weiterentwickelt, aber nach dem, was ich bisher gesehen habe, wird das auch wieder handwerklich absolut gut und man muss sich nur darauf einlassen. Wird aber sicherlich auch nicht angenommen und im gleichen Zug wird dann nicht akzeptiert, dass es „anders, aber handwerklich gut gemacht“ ist, sondern zu dem Teil zerrissen, der die Serie entstellt hat.
Das ist allerdings vollkommen hanebüchen. Denn dann ist „Aliens“ auch scheiße, weil es nicht mehr „Alien“ ist. Der erste Teil ist ein Thriller im Space-Horror, wie ihn Hitchcock gemacht hätte, der zweite Teil ist ein Action-Film, der seinesgleichen sucht. Ich liebe beide, obwohl beide vollkommen unterschiedlich sind.
Um aus dem Computerspielebereich zu kommen und mal in den Serienbereich zu schnuppern: Da ist mein Lieblingsbeispiel „Heroes“. Eine herausragende Serie und man kann wirklich guten Gewissens behaupten, dass Staffel 1 ein Meisterwerk ist. Ich habe selten so dichte Erzählstränge erlebt, so gut gezeichnete Charaktere, einen so liebevoll gestalteten Hintergrund, gute Schauspieler und und und… das alles passte perfekt zusammen.
Ab Staffel 2 wird die Serie allerdings regelmäßig zerrissen (manchmal auch erst ab Staffel 3). Warum? Weil sie eben nicht mehr so gut ist, wie Staffel 1. So gut? So herausragend! Und das einer Serie vorwerfen? Meine Frau und ich hatten auch mit den restlichen Staffeln richtig gute Unterhaltung. Das war nicht in dem Sinne herausragend wie Staffel 1, aber es verdammt noch einmal gut und dass das nicht anerkannt wird, bei allem Geschmack über den man streiten kann, macht mich persönlich auch immer mal wieder wütend.
Und über „Lost“ fange ich jetzt gar nicht erst an. Da ist das Spektakel von „Heroes“ noch ausgedehnter und hanebüchener auf seine Weise. Aber zu „Lost“ habe ich bei mir ja auch schon mehr als genug geschrieben und ansonsten… wird aus dem Kommentar hier bei dir wieder ein eigener Blog-Beitrag mit Trackback hierher, daher… cutte ich mal an der Stelle, bevor ich in meine Schimpftirade über unfaire „Lost“-Rezensionen mich ergehe. ;)
Ja, Beispiele dieser Art kann ich auch endlos aufzählen. Seien uns nun Medien, die von vielen total verachtet, aber von mir geliebt werden (du erwähntest Alien und Aliens; ich persönlich hänge ja unglaublich an Alien 3, gerade und insbesonders an der Langfassung aus der Quadrilogy; doch geliebt hab ich den bei all seinen Schwächen schon immer), oder aber bei Sachen, die ich zwar nicht überragend, aber doch gut finde und bei denen ich das Ausmaß des Grolls, mit denen man ihnen zeitweise begegnet, einfach nicht nachvollziehen kann. Da kämen beispielsweise „Terminator: The Sarah Connor Chronicles“ und „Dollhouse“ in den Sinn.
Oft geht das dann ja auch noch einher mit einer kategorischen Anti-Haltung, sozusagen dem, was auch immer das Antonym zu Fanboy sein könnte. Denn so wie ein Fanboy im negativen Sonne halt findet, dass ja wohl jeder die absolute Überlegenheit des Objektes seiner Begierde erkennen muss, scheint es gerade im Internet (und auf Conventions, leider) auch viele zu geben, die völlig Entrüstet sind, wie man denn so dumm sein könne, die absolute Wertlosigkeit des Objektes ihrer Abneigung nicht zu erkennen.
Und/oder man kriegt den Eindruck, dass einen die Leute für minderbemittelt halten, weil man etwas mag, was sie für dumm halten. Vielleicht sollte ich mir irgendwann einfach mal ein T-Shirt machen, dass auf der Rückseite tabellarisch die ganzen geächteten Filme auflistet, die ich mag. So getreu dem Motto „Hey, du, ich mag Episode 3 | The Village | National Treasure | Alien 3 | The Wicker Man | etc.“ ;)
Mir ist einfach nicht klar, wie man es als Affront ansehen kann, dass andere halt an etwas Spaß haben.
Sicher, es gibt Fälle, bei denen man, wenn man denn will, tatsächlich argumentativ den Diskurs suchen kann. Der zweite Transformers-Film ist für mich so ein Beispiel, weil ich ihn einerseits für infantil halte, was mir zwar nicht zusagt, aber weniger ein Problem ist, andererseits aber für sexistisch in einem Maße, dass ich es wirklich als störend empfinde. Das ist auch streng subjektiv, aber halt etwas, über das man reden kann.
Eine gute Freundin von mir, mit der ich in „John Carter“ war, beklagte nach dem Schauen, dass der ganze Plot es Filmes nicht ins Rollen gekommen wäre, wenn die weibliche Hauptrolle nicht so hübsch gewesen wäre, dass John
ihr direkt an die Wäsche willsich sofort in sie verliebt. Das war für sie in gewisser Weise ein Dealbreaker; wohingegen ich es irgendwie im Rahmen des Genres okay fand; es passte für mich in den Geist der Abenteuerhefte des frühen 20. Jahrhunderts; und da gehört der Plot ja auch hin.Aber das meine ich – dann hat man etwas, worüber man sprechen kann und womit man herausfinden kann, warum Leute das Dingen nicht mögen oder (in „John Carter“-Fall), warum sie ihn weniger mochte als ich.
Aber das ist halt auch schon wieder eine ganz andere Ebene als „Batmans gonna kick the Avengers ass rofl ololol!!!11“ …
Viele Grüße,
Thomas
Jap, definitiv. Wobei ich mich nicht unbedingt davon freisprechen will, auch mal sowas zu machen. Gerade als ich bei dir „Episode 3“ gelesen habe, gab es bei mir so einen… Beißreflex. Aber schon allein deswegen ist es natürlich gut und wichtig, sich darüber zu unterhalten, denn dadurch ist mir das bewusst geworden.
Aber selbst da: Ich mache zwar immer gerne mal ein paar Sticheleien gegen Episode 3, ich zerreiße ihn auch gerne mal, weil ich damals echt mit einer Mischung aus Angenervtheit und Langeweile aus dem Kino gegangen bin, aber würde mich da dennoch jederzeit auf eine Diskussion einlassen – habe ich auch gerne. Ich will da Leuten auch nie den Film madig machen. Wenn ich merke, dass ich da Leuten den Film kaputt mache, dann stelle ich sowas auch direkt ein. Nur muss ich gestehen: Episode 3 hat bei mir ein paar Dinge zu viel gemacht (ähnlich „Fluch der Karibik 3“), die ich nur schwer so stehen lassen kann.
Das ist immer wirklich schwierig. Bei mir gibt es also definitiv auch solche Momente. Vielleicht hat die jeder. Um so wichtiger ist es dann, da sich drüber bewusst zu werden. Aber auch andererseits Anderen die Möglichkeit zu geben, da durchaus auch wieder rauszukommen. Beispielsweise ist es einfacher, wenn ich mal wieder in einem Episode-3-Rant bin, mir einfach zu sagen: „Moment! Du regst dich gerade auf und das zerstört mir den Film ein wenig und ich fühle mich angegriffen.“ Das rüttelt mich dann meist auf und mir wird es bewusst und ich entschuldige mich dann. Was da allerdings auch nicht hilft, was leider auch häufig gemacht wird: „Ey, du Depp, du bist voll intolerant!“ Da hat man dann ja nur noch schwer eine Möglichkeit.
Ich denke, eine gute, provokante Meinung ist manchmal durchaus auch mal ganz spannend – sofern sie eben nicht einfach nur zum Zerreißen da ist. Auch wenn man sich da gerne mal zu hinreißen lässt. Das muss ich bei mir leider auch durchaus zugeben, dass das hin und wieder passiert. Das ist alles irgendwie echt nicht so einfach.
Übrigens: „Aliens 3“ – ja, kann ich absolut verstehen und ist auch ein gutes Beispiel. ich mag „Aliens 3“ nicht. Trotzdem kann ich verstehen, „was“ man an ihm mögen kann und würde ihn daher nie zerreißen. Für mich sind eben die ersten beiden Teile unübertroffen und „Alien 3“ ist eben so… passiert. Aber das tut für mich weder den ersten beiden Filmen weh, noch mir. Ich schaue mir den sogar immer mal wieder auch ganz gerne an. Ist wirklich ein gutes Beispiel für einen Film, der zu unrecht häufig niedergemacht wird.
Aber gerade noch am Schluss: Echt? „The Village“ läuft bei vielen Leuten unter „schlechter Film“? Spannend. Allerdings mag ich Shyamalan sowieso und „The Village“ ist für mich sein bester und gehört zu meinen absoluten Lieblingsfilmen.
Grundsätzlich bin ich da also d’accord mit dir im Thema, aber spannend, dass mir dann doch bei ein paar Dingen auffällt, dass ich trotzdem manchmal Ähnliches mache. Auch das ist spannend.
Vielleicht ist es auch nicht grundsätzlich schlimm, extreme Meinungen zu haben oder auch mal einen Verriss zu machen, sondern es kommt darauf an, wie man damit umgeht. Ob man sich durchaus da auch in den Diskurs begibt und auch selbst-reflektiv darüber nachdenkt oder einfach nur seinen Verriss beispielsweise bei Amazon raushaut und dann nie wieder darüber nachdenkt.
Das ist wohl eher das Problem, dass da häufig einfach Meinungen rausgeplärrt werden, aber gar nicht der Wille zur Diskussion besteht. Ist natürlich andererseits auch schwierig im Netz, wo es mittlerweile kaum noch Diskussionskultur sondern nur noch Meinungsbeißen gibt.
Hm… je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr bekomme ich das Gefühl, dass das Thema noch viel, viel weiter reicht.
Ha, Treffer ;)
Ich gebe zu meine Auswahl an genannten „schwarzen Schafen“ war durchaus bewusst provokant gewählt … aber ehrlich. Und das mit Episode 3 setze ich beizeiten auch gerne mal auseinander weil meine Meinung da auch wirklich sehr … ehm … differenziert ist, sage ich mal, aber das führt hier echt auch „sonstwohin“ glaube ich ;)
Wobei ich da auch resolut genug bin, um mir (in der Regel) Sachen auch nicht kaputtmachen zu lassen. Ich bin da eh ziemlich verbildet und in der Regel ist es auch gar nicht so, dass mir Schwächen nicht auffielen, es ist nur oft so, dass sie mir einfach gleich sind. Ich hab gerade auf Cons auch schon diverse „Boah, ey, Buffy und Angel, das sind voll die doofen Serien mit den Gummimasken und so Alter ey!“-Gespräche erduldet. Und ja, natürlich, Buffy wie Angel strahlen nicht immer so richtig was Effekte und Make-Up angeht. Ist mir aber gleich, die Story wiegt das auf und schafft es sozusagen, den Rest einfach zu überdecken. Und so halte ich das Ende der sechsten Buffy-Staffel noch immer für eine der rührendsten Szenen, die mir spontan aus vielen Jahren Fernsehen einfallen und bei der letzten Angel-Folge bin ich jedes Mal den Tränen nahe wenn … ach, eigentlich in jeder zweiten Szene. Mindestens.
Aber du hast schon Recht, es ist schon vorgekommen. Manchmal hat man halt seine Blindspots und es ist kein Dienst, sondern eigentlich ja eher ein Affront, wenn man dann mit Ansage darauf gestoßen wird.
Alien 3 trifft übrigens bei mir glaube ich auch einfach ästhetisch den richtigen Nerv. Es ist halt ein David Fincher … das ist auch so einer der wenigen Regisseure, wo ich eigentlich immer ohne zu Zögern zuschlage, weil ich da noch nie enttäuscht worden bin.
Was mir aber auch immer wieder auffällt ist ein gewisses Maß an Konditionierung; auch im positiven Sinne. Ich war ja gerade so in der Schul-Endphase und dann im Zivildienst echt oft mit der DORP-Bande im Kino. 30 Mal pro Jahr kommt locker hin.
Und ich denke, insgesamt fanden wir die große Mehrheit der Filme cool, in denen wir waren. Es war auch immer einer dabei, der an dem einen oder anderen Spaß hatte und der – auch interessant – den anderen ggf. auch noch mal Momente aufzeigen konnte, die ihn begeistert haben. Auf eine ansteckende Art und Weise.
Das ist eine Herangehensweise, auf die ich irgendwie auch stolz bin. Es ist nicht unreflektiert, wie gesagt, ich sehe die Fehler und bin mir ihrer bewusst. Aber es hat noch niemandem geschadet, sich auf positive Aspekte zu konzentrieren, schätze ich ;)
Was „The Village“ betrifft – oh ja, der polarisiert. Ich denke der hat genauso seine Liebhaber wie seine Hasser, er hat nur nichts dazwischen. Ich liebe den Film absolut, jede Sekunde davon. Und anders als viele Shyamalans kann ich den auch immer wieder gucken. Die phantastische Art Direction, die wirklich schöne Inszenierung, die brillanten Schauspieler und diese wunderschöne Violinenmusik von Hilary Hahn – für mich ist das ein Film in meiner privaten Top-10, vielleicht sogar Top-5, bei IMDb bringt er es gerade mal auf eine 6.5er-Wertung.
Aber um eine Rückfrage kommst du jetzt hier nicht herum – ich habe Joss Whedon erwähnt, gescholtene und polarisierende Filme, ich habe von Alien gesprochen … du ahnst es?
Wie stehst du denn eigentlich so zu „Alien Ressurection“? ;)
Viele Grüße,
Thomas
Das ist jetzt aber eine gemeine Gretchenfrage! Aber ja, ich habe es schon kommen sehen und drücke mich regelmäßig vor „Alien Resurrection“, wenn ich von Alien erzähle oder schreibe.
Sagen wir es so: Ich habe ihn damals in der Videothek ausgeliehen und nebenher beim Computerspielen geschaut. Ich hatte kaum die Möglichkeit, ihn mir richtig anzusehen und viel vom Film ist an mir vorübergezogen. Dann passierte das Ende und ich war reichlich irritiert und habe den Film unter „WTF? Vielleicht ein anderes Mal sehen“ verbucht, aber konnte mich nie wieder aufraffen, ihn erneut zu sehen. Trotz Joss Whedon. Wobei ich zumindest gehört habe, dass der Film wohl so sehr durch das Durcheinander beim Drehbuchschreiben (so zumindest die „Legende“) gelitten hat, dass man es wohl auch nicht als „reinen“ Joss Whedon sehen kann.
Daher ist es für mich aber sehr schwer zu schreiben, wie ich zu dem Film stehe. Denn bisher habe ich ihn noch nicht richtig bewusst geschaut und vom ersten Erlebnis war ich eher irritiert. Daher habe ich mich schon immer mit Kommentaren und Meinungen zu dem Film zurückgehalten, weil ich das einfach nicht fair finde, wenn der Film bisher nur die Chance bekam, neben dem Computerspielen geschaut zu werden.
Übrigens habe ich das Erlebnis mit der Konditionierung und dem Schauen in der Gruppe auch schon mehrfach erlebt. Finde ich auch immer wieder gut und ich habe meiner Frau so auch schon manchmal ein paar großartige Sachen zeigen können bei Filmen, die sie sich sonst nicht angeschaut hätte und umgekehrt. Es ist toll, wenn man sich so mitreißen lassen kann. Ich habe bei mir ja auch schon häufiger darüber geschrieben, dass ein guter Kumpel aus dem Studium absolut euphorisch und enthusiastisch war und ist, was Filme betrifft. Das war immer eine solche Wohltat, mit dem ins Kino zu gehen und der hat mir (zum Glück) gezeigt, wie man vollkommen unverkrampft Dinge gut finden kann – oder eben auch mal schlecht. Dazu kann man dann ja durchaus stehen.
Über Episode 3 können wir uns dann gerne ja mal bei Zeiten unterhalten. Bei mir ist das auch nicht so, dass ich den einfach gerne verreiße oder einfach nur auf der Welle mitschwimmen will. Um es zumindest kurz anzureißen: Ich war nach Episode 2 nur ungeheuer enttäuscht, denn (da gehöre ich wohl auch zu einer Minderheit) fand Episode 2 echt gut. Das hat für mich vorne und hinten gestimmt und sowas hatte ich mir für Episode 3 erhofft, aber ein paar Dinge, die ich in Episode 2 versprochen sah, wurden dann in Episode 3 nicht eingehalten. Aber ich befürchte, das sprengt wirklich dann den Rahmen hier – leider.
Ich möchte nur betonen, dass ich den Film wirklich nicht schlechtreden will. Aber zusammen mit „Fluch der Karibik 3“ (und „Batman & Robin“ – oder, wie er auch bei uns genannt wird: „Der Film, der nicht genannt werden darf“) gehört der Film für mich zu den größten Enttäuschungen, die ich im Kino gesehen habe. Ich schäme mich da sogar schon ein wenig dafür, dass das die allgemein vorherrschende Meinung ist, denn irgendwie ist es immer sehr befremdlich, wenn man ausnahmsweise da in einem Hype oder einer Welle mitschwimmt. Aber ich stehe da auch trotzdem dazu. Ich kann den Film ja nicht nur deswegen gut finden, weil ihn wirklich viele blöd finden. So gerne ich das machen würde, aber bei dem Film geht das leider aus zu vielen Gründen nicht und da helfen auch ein paar Dinge, die der Film gut macht, leider nicht.