Hallo zusammen!
Am zurückliegenden Wochenende fand einmal mehr Der Tanzball statt, jener Ball für historisches Tanzen im Schloss Burgau bei Düren, den unser Verein Saltatio veranstaltet.
Wobei – eigentlich sollte ich sagen „jene Bälle für historisches Tanzen“, denn zum zweiten Mal in der Geschichte der Veranstaltung haben wir nicht einen, sonder gleich zwei davon an einem Wochenende ausgerichtet. „Tänze des Dorfes“ am Freitag, „Tänze des Hofes“ am Samstag.

Ich sollte auch sagen: Ich bin ja seit der Vereinsgründung 2010 im Vorstand, aber mit den Bällen habe ich tatsächlich nie direkt was zu tun.
Dennoch war ich dort, und habe wie in den Vorjahren Aufnahmen gemacht, um daraus zeitnah ein Dankesvideo zu schneiden. Dieses Jahr in Begleitung der großartigen Lichte, die sich um die Fotos gekümmert hat, während ich vor allem bewegte Bilder gejagt habe.
Dabei sprach sie am Samstag eine Sache laut aus, die mir gedanklich noch nachgeht. Wenn wir diese Bälle ausrichten, dann tun wir dies so sehr „zum Selbstkostenpreis“, wie es kalkulatorisch halt vertretbar ist. Eine ganze Heerschar von Helfern, aus der Orga und generell aus dem Verein, kommt zusammen, nicht um damit reich zu werden, sondern einfach aus dem inneren Bedürfnis heraus, gemeinsam etwas Schönes zu erschaffen.
Es ist ein Gedanke, der auch Widerhall fand in einer kleinen Ansprache Stefans, dem faktischen Urvater dieser Bälle, deren Geschichte ja noch weiter zurückreicht als unser Verein. Er lobte dort die Chorgruppe „Die Winkelsänger“, die sich auch eigens für unsere Bälle formiert hat und seit Jahren Stücke in diversen Sprachen einstudiert, um sie dann im Winkelsaal von Schloss Burgau feilzubieten.
Es ist auch ein Gedanke, der vom Zarorien e.V. vor Ort gespiegelt wurde, deren „Zarorische Ver-, Be- und Entsorgung“ seit jeher das großartige Catering der Bälle möglich macht. Dort wurde all den Helfern gedankt, die jedes Jahr wieder aufs Neue antreten würden – und wie wenig selbstverständlich das heute noch sei.
All das geht mir an diesem Sonntagnachmittag, an dem ich diese Zeilen nach dem Ball nun niederschreibe, durch den Kopf. Sie haben alle Recht, treffen alle den Nagel auf den Kopf, aber ich glaube Lichte hat den Gedanken dabei für mich am präzisesten benannt: Menschen, die zusammenkommen, um etwas Schönes zu erschaffen.
Unsere Zeiten sind nicht einfach. Wenn alleine in der Woche vor dem Ball Trump mit erschütternder Vehemenz erneut gewählt wird und nahezu zeitgleich die Bundesregierung endgültig aus den Gleisen springt, dann fällt es zunehmend schwer zu akzeptieren, „dass das schon alles gutgehen wird“.
Und wenn die sozialen Medien gefühlt Hobbys durch side hustles ersetzen wollen, der Lüge folgend, dass sich der Wert einer Tätigkeit in dem Geld bemisst, das sie generiert, dann geht so etwas wie der Tanzball sicherlich gegen den Trend.
Wenn irgendwelche geleckten Spätkapitalisten alles nach dem ihm innewohnenden ROI – return on investment – beziffern wollen, dann sind gemeinnützige Vereine wohl auch –auf eine mir sehr liebe Weise – nicht mehr zeitgemäß.
Und vielleicht brauchen wir da einfach mal wieder mehr von diesem zeitgeist-verweigernden Gedankengut. Vielleicht müssen wir einfach mal wieder mehr anfangen, Dinge zu tun, weil sie gut sind – nicht weil sie sich in gleich welcher Metrik „lohnen“.
Wenn ich so über die Artikel schaue, die ich dieses Jahr geschrieben habe – den Aufruf, unvernünftige Dinge zu tun, die Gedanken Musikkonzerte einfach aus Liebe zur Musik zu machen, die geradezu intentionale Unwirtschaftlichkeit der DraCon, dann steckt da in vielem eine für mich recht offenkundige, verbindende DNA drin. Ja sogar mein jüngster Clickbait-Content-Rant vom März, der eh noch ein Follow-Up erwartet, reiht sich da am Ende des Tages ein.
Es ist immer gefährlich, sich selbst zu (re-)kontextualisieren, aber ich denke, diesen roten Faden hier noch einmal herauszustellen ist legitim – zumal sich dieser thematische Trend sicherlich hier auch noch fortsetzen wird.
Aber zurück zur Gegenwart: Ich habe meine Zeit auf den beiden Tanzbällen immens genossen. Von gut gelaunten, tollen Menschen umgeben, sich zu schöner Musik hoffentlich gleichsam schön zu bewegen und einfach dieses Hochgefühl zu spüren, das einzig entstehen kann, wenn man diese Einheit aus Melodie, Takt und Körpergefühl erreicht – es war schlichtweg wundervoll.
Eine wundervolle Erfahrung – da schließt sich der Kreis –, getragen von dem Willen freudiger Enthusiasten, mit ihrer Zeit und ihrem Engagement einfach etwas Schönes zu schaffen.
Nicht weil es wirtschaftlich sinnvoll wäre.
Sondern weil es schön ist.
Und das ist am Ende doch alles, was zählt.
Viele Grüße,
Thomas






Wen hingegen meine berufliche Arbeit als Verlagsleiter und leitender Layouter für Ulisses Spiele interessiert, findet
Hach, als einer der Menschen, welche ihr glücklich gemacht habt: Danke!🤩
passt bitte auf, dass ihr euch damit nicht kaputt macht.
Ich schreib noch mehr, wenn ich wieder wach und eloquent bin.