Hallo zusammen!
Heute steht wieder der gemeinhin unbeschwerteste meiner drei üblichen Jahresrückblick-Artikel an, und ich gebe zu, auch der, den zu schreiben ich eigentlich immer den meisten Spaß habe.
Medienkonsum-technisch war 2022 bei mir ein imposantes Jahr, was vor allem auch bemerkenswert ist, weil ich – anders als in den beiden Jahren zuvor – auch wieder ein relevantes, physisch stattfindendes Sozialleben hatte.
Statistik gefällig?
63 Bücher habe ich gelesen. Wobei das irgendwann demnächst hier noch mal eigens Thema sein wird, denn die Frage, was denn nun in diesem Sinne wirklich „ein Buch“ ist sowie was denn wirklich als „lesen“ zählt, treibt mich ja schon länger um und ich habe da Gedanken zu. Insofern könnte man auch sagen: 5 Hörspiele, 6 Hörbücher, 23 Graphic Novels und 29 traditionelle Bücher. Auch okay.
Ansonsten sind es 64 Filme (einer mehr als letztes Jahr), 16 Serienstaffeln (eine weniger als letztes Jahr) und 28 Videospiele geworden (eines mehr als letztes Jahr). Wie gesagt, ich bin da sehr zufrieden.
Ein anderes Element, was dieses Jahr in dieser Liste eine ungewohnt große Rolle spielt, ist die recency bias, sprich der Effekt, dass frischere Erinnerungen stärker im Hirn nachhallen (und einfach stärker wirken) als solche, die schon länger zurückliegen.
Warum das eine Rolle spielt, dazu gleich mehr in der Übersicht.
Zuletzt der übliche Hinweis: Wie immer geht’s hier um Medien, die ich 2022 konsumiert habe. Manche davon sind aus dem gleichen Jahr, manche deutlich älter. Ist mir im Grunde aber in beide Richtungen egal; ist ja meine Übersicht.
Und in diesem Sinne:
Bücher, Belletristik: Chamberlaine, Diane – Big Lies in a Small Town. Überhaupt nicht mein Genre, aber die Geschichte um die Restauration eines Wandgemäldes in einer Kleinstadt und die darin verborgenen dunklen Geheimnisse aus der Vergangenheit ist absolut fesselnd gewesen. Es liegt aber nur um Haaresbreite vor Brucatos Red Shoes und Gaimans Norse Mythology, die beide auch großartig waren. (Recency Bias Nr. 1: Tim Powers‘ In Fremden Gezeiten ist ebenfalls eine packende Lektüre und offenbar so einer dieser Klassiker, die dennoch keiner kennt; aber das hab ich vorgestern ausgelesen, das ist mir zu frisch für eine Zuordnung.)
Bücher, Sachbuch: Tesson, Sylvain – Der Schneeleopard. Eine faszinierende, nachdenkliche Lektüre und eine inspirierende Meditation über das Verhältnis von Mensch und Natur. Das von Tom Wlaschiha gelesene Hörbuch ist noch mal ein Plus. Ebenfalls genannt sein sollen aber Brad Warners Don’t Be a Jerk: And Other Practical Advice from Dogen, Japan’s Greatest Zen Master und Simon Sineks Leaders eat last – Why Some Teams Pull Together and Others Don’t.
Bücher, Comic: Das Highlight hier war definitiv der komplette Waltz/Eastman-Lauf der Teenage Mutant Ninja Turtles, dessen mehrere tausend Seiten ich ziemlich am Stück verschlungen habe. Eine atemberaubend gute Neuerfindung, die dennoch ihren Wurzeln treu bleibt. Wobei Tony Fleecs Stray Dogs und Alex Alice‘ Das Schloss in den Sternen schon auch beide toll sind.
Film, Kino: The Batman. Ähnliches Szenario wie letztes Jahr: Einerseits gewinnt der Film hier automatisch, weil’s der einzige Film war, den ich im Kino geschaut habe. Andererseits war es mit gutem Grund der eine Film, für den ich ins Kino gegangen bin – für mich eine der stärksten Batman-Interpretationen bisher!
Film, Heimkino: Us (bzw. Wir) gewinnt hier ganz knapp für mich, aber im Grunde in einer Nennung zusammen mit Jordans Peeles anderen zwei Filmen Get Out und Nope. Alle drei fesselnder, moderner Horror mit je einem unerwarteten Twist, aber im Falle von Us noch angereicht um eine unendlich gut spielende Lupita Nyong’o. Aber auch abseits der Filme war’s ein sehr gutes Heimkino-Jahr, mit erwarteten Erfolgen wie Edgar Wrights Last Night in Soho, aber auch positiven Überraschungen wie Matrix Ressurections oder Werewolves Within.
Serie: Stranger Things. Die vierte Staffel dieses Jahr war für mich die vielleicht beste bisher, und einfach alles daran hat gestimmt. Über die Kate-Bush-Running-Up-That-Hill-Szene kann man spoilerfrei wenig sagen, aber … mein Gott, die hatte Impact. Zugleich aber, Recency Bias Nr. 2: Wednesday ist für mich im Grunde gefühlt gerade auf Augenhöhe. Auch die will ich noch was sacken lassen, aber das war auch eine der positiven Überraschungen dieses Jahr und Jenna Ortega rockt. Platz 3 aber geht dann souverän an Apples Verfilmung von The Essex Serpent, die mit großartigen Darstellern, toller Ausstattung und einer gut erzählten Geschichte auch nichts anbrennen lässt.
Dokus: Sorry, da hab ich dieses Jahr nichts.
Animation, Film: Die Mitchells gegen die Maschinen. Auch ohne Konkurrenz. Ist ein charmanter Film, kann man gut gucken.
Animation, Serie: The Legend of Vox Machina. Ich bleib bei meinem Elevator Pitch: Die Zeichentrick-Adaption von Critical Role mag Rollenspiel-Geschichten nicht so zeigen, wie Leuten sich einreden, dass sie wären. Aber es zeigt Rollenspiel, wie es letztlich ist. Ein bisschen derb, nicht immer ernst – und dann, wenn es drauf ankommt, dennoch ungebremst episch.
Hörspiel: Sandman, Act 3. Die vor allem Brief Lives und Worlds‘ End umfassende Adaption kam für mich recht plötzlich vor Jahresende ums Eck und hat sich mal einfach souverän den ersten Platz hier erobert. Dafür verdrängt hat sie das Krappweis/von Aster/Kessler-Vehikel Kohlrabenschwarz, das auch viel besser war, als ich gehofft hatte.
Podcast: A Bit of Optimism. Wie im Vorjahr – ein Format, in dem Simon Sinek einfach nur scheinbar wahllos mit Leuten spricht, über Themen, die eine optimistische Weltsicht stützen. Jau, bitte! Serial Productions‘ The Trojan Horse Affair war auch gut, Easy Allies und Stay Forever verbleiben als Konstanten.
YouTube: Knifflig. Movies with Mikey bleibt so ein bisschen das Ding für mich, Bernadette Banner war auch dieses Jahr wieder stark und an Johnny Harris gewinne ich zunehmend mehr gefallen. Aber im Grunde führen bereits zwei von denen auch zu der eigentlichen Entdeckung – derzeit habe ich testweise mal ein Nebula-Abo laufen und eine Plattform ohne den ganzen YouTube-Tracker-Werbe-Nonsense ist eine arge Bereicherung. Plus: Dort gibt’s auch neues Material von Lindsay Ellis.
Musik: Kate Bush. Keine Neuentdeckung, aber Stranger Things war der perfekte Anlass, um dort mal wieder umfassender einzutauchen. Olivier Derivières Soundtracks zu den beiden Plague-Tale-Spielen dicht dahinter.
Videospiele: Lake. Sicherlich meine obskurste Wahl. Aber der völlig unaufgeregte Postboten-Simulator mit Sozialleben-Komponente und Kleinstadt-Flair hat mich einfach auf eine Weise eingefangen, die wenige andere Spiele geschafft haben. Wem das zu obskur ist, dem sei gesagt, dass Bloodborne und Metroid Dread auch Kracher waren. Und Recency Bias Nr. 3: Record of Lodoss War Deedlit in Wonder Labyrinth ist echt, echt gut, aber da sitze ich halt gerade dran.
Rollenspiel: Hier war es ein Jahr ohne große Aha-Erlebnisse; zumal ich ja alles disqualifiziere, woran ich selbst beruflich beteiligt war. Die Dark Souls-Adaption fand ich trotz aller offenkundigen Probleme stark. Dragonlance – Shadow of the Dragon Queen ist auch vom ersten Anlesen her cool.
Und das waren sie, meine Medien 2022.
Morgen gibt es dann, wie immer als krönenden Abschluss meines Jahreswechsels, einen Ausblick darauf, was 2023 so bringen wird … naja, bringen kann.
Viele Grüße,
Thomas