Hallo zusammen!
Da gibt es ein lustiges Thema, das mich derzeit regelrecht heimsucht. Den Anfang machte da tatsächlich ein Blogpost meiner befreundeten Autorin Judith Vogt, in dem sie unter anderem darüber schmunzelt, dass die Namen der Kinder des Haushalts Han und Leia Solo in den Star-Wars-Romanen anno 2015 auch irgendwie asi klingen.
Das war ein guter Lacher, aber zugleich trifft es irgendwie auf einen wahren Kern. Denn einer der Gründe, warum ich Judiths Assoziation so selbst nur halb hatte, ist der, dass in meiner kleinen Welt Jaina Solo niemals „Jayna“ war. Ich war jung, als ich die Star-Wars-Romane zu lesen begann, weshalb in meinem Kopf bis heute eine sehr germanisierte Aussprache, „Dscha-Ina“ sozusagen, koexistiert. Was nicht weiter schlimm ist, denke ich, wohl aber etwas, woran man sicher vermutlich hervorragend reiben kann, wenn man das „aber anders sieht“.
(Ach ja, und für die Puristen – ich versuche das hier mal mit Lautmalerei, denn ganz ehrlich, abseits einiger Linguisten da draußen kann ohnehin keiner eine der formalisierten Lautschriften richtig lesen.)
Doch gerade der Krieg der Sterne ist damit ohnehin geschlagen, wie ich über die letzte Woche verteilt gemerkt habe, als ich die Filme noch mal schaute. Insbesondere in Episode 4 scheint ohnehin keiner zu wissen, wie man welchen Namen ausspricht. In der Besprechung des Angriffs auf den ersten Todesstern wird Leia, sonst durchgehend wie das englische Wort „layer“ mit einem a am Ende gesprochen, zu einer „Lia“, doch der König der Variationen ist Alderaan, ihr Heimatplanet.
Als Timothy Zahn in seiner Thrawn-Trilogie den Stadtplaneten im Zentrum des Imperiums Coruscant nannte, hat er den Fans denke ich ein ähnliches Ei ins Nest gelegt, doch dank der Prequels wissen wir ja mittlerweile zumindest, dass es weder „Korus-Kant“ noch „Korus-Kent“ ist, sondern „Korussant“. (Joruus C’baoth hat allerdings auch nicht geholfen, Herr Zahn.)
Jedoch ist das alles natürlich kein dem Krieg der Sterne exklusives Phänomen; wie gesagt, es verfolgt mich ein wenig. Der nächste Schritt war ein Video bei GameTrailers, das recht spürbar in eine ähnliche Nische haut:
Darin gehen sie auf Ryu aus Street Fighter ein, dessen Aussprache auf amerikanischen Schulhöfen wohl wild umstritten war. Das kann ich aus persönlicher Erfahrung nicht teilen, eine Street-Fighter-Kontroverse kenne ich aber auch. In Schleiden, meinem Eifel-Heimatdorf, gab’s einen Imbiss, den „Grill Master“, und der hatte zwei Automaten: „Street Fighter II“ und „Mortal Kombat“ – ganz klassisch also. Und Schulhof-Streitpunkt Nummero Uno war der Street-Fighter-Charakter Guile – anders als bei Jaina lag ich hier aber wohl richtig mit meiner Vermutung, dass u und e stumm sind, aber Junge hab ich da abgefahrene Varianten von gehört.
Aber auch andere Literatur ist davor nicht sicher. George Martin hat im „Lied von Eis und Feuer“ ja so ein bisschen die Marotte, den Leuten Namen zu geben, die sich an klassische englische Namen anlehnen, aber diese dennoch variieren. Eddard ist ein gutes Beispiel, teilt er sich doch sogar die Kurzform Ned mit dem klassischen Eduard, über Jon müssen wir ja gar nicht reden und auch der Titel „Ser“ statt „Sir“ spricht diese Sprache. Natürlich gilt das nicht für alle Namen in der Buchreihe, es gibt halt nur solche Fälle, aber es werden auch nicht alle auf Anhieb erkannt. Die Fernsehserie hat da zwar mittlerweile viel Angleichung betrieben, aber gerade „Cersei“ war schon Thema von mehr als einer Diskussion, der ich beiwohnen musste. Vielleicht ist es der Einfluss unserer deutschen Latein-Lesart (die ja in sich durchaus was ist, über das man streiten kann), dass Leute den Impuls verspüren, aus dem C ein K zu machen – aber tatsächlich ist auch Cersei einer dieser „schreibt sich anders, spricht sich gleich“-Namen und phonetisch identisch mit der englischen Aussprache von Circe.
Alles schön und gut, worauf will ich hinaus?
Mal davon ab, dass ich das Blog hier ja eh gerne nutze, um einfach mal laut zu denken, will ich eigentlich vor allem auf den Sachverhalt hinweisen. Er ist da, er ist ein gegebenes Phänomen und er wird vermutlich Bestand haben, solange wir Texte selber lesen. Aber zu wissen, dass wir Namen nicht ganz automatisch richtig „denken“, wenn wir ihr Schriftbild das erste Mal sehen, insbesondere bei fiktiven Namen, kann glaube ich den einen oder anderen Disput ersparen. Vielleicht ist es aber ja auch für das schreibende Volk mal ganz spannend, um es im Hinterkopf zu behalten. Die Kombination aus Judiths Blog, dem erneuten Schauen der Filme und dem GT-Video hat mich jedenfalls gedanklich auch noch mal einen Blick auf Die blaue Gans werfen lassen. Ob man die Namen meiner Geschichte dort „falsch“ aussprechen kann? Keine Ahnung.
Aber vielleicht erfahre ich es ja eines Tages im Gespräch mit Lesern einmal. Würde mich ganz ehrlich freuen.
Viele Grüße,
Thomas