Hallo zusammen!
Beginnen wir mit einer Einleitung über drei Ecken – ich habe ja schon vor geraumer Zeit, im Januar, über James N. Freys „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“ geschrieben, sowie darüber, dass ich einfach keinen Zugang zu oder Gefallen an dem Buch zu finden vermag. Die Resonanz war unterschiedlich, aber insgesamt habe ich weiterhin das Gefühl, hier den Außenseiter zu markieren.
Nun denn. Es begab sich, dass vor einigen Tagen Marcus Johanus in seinem Blog ebenfalls einen Frey aufgriff. Marcus kenne ich, wie so manchen anderen auch, über die Arbeit am Cthulhu-Rollenspiel bzw. aus dessen Umfeld. Er ist jetzt, anders als Holger Göttmann etwa, niemand, mit dem ich je privat viel Kontakt hatte und durchaus jemand, mit dem ich nicht immer einer Meinung war in der Vergangenheit, nichtsdestotrotz aber in jedem Fall jemand, dessen Meinung ich schätze.
Nun besprach Marcus also einen neueren Frey, „Wie man einen verdammt guten Thriller schreibt“, und mochte ihn. Wir schrieben dazu ein paar Zeilen hin und her, er verstand meine Ablehnung durchaus, nannte Frey apodiktisch, ich erklärte, dass ich es eher Dogmatik nennen würde, und soweit gut. Case closed.
Aber halt, nicht ganz, denn das erinnerte mich daran, dass ich ja so langsam auch noch mal einen Beitrag über „Bücher über das Schreiben“ schreiben könnte. Und wo wir schon im Genre der Ermittlungen, harten Detektive und falllösenden, netten Großmütter sind, warum also nicht etwas aus der Sparte?
Mein persönlicher Tipp in die Richtung kommt von Larry Beinhart. Beinhart, der muss einem denke ich nichts sagen. Es ist aber nicht ganz unerfolgreich und sein Roman „American Hero“ wurde mit Dustin Hoffman und Robert De Niro unter dem Titel „Wag the Dog“ verfilmt; ein kleines filmisches Meisterwerk, das mir mehr über Politik beigebracht hat als die paar Semester Politische Wissenschaften an der RWTH. Aber ich schweife ab.
Beinhart hat ein Sachbuch geschrieben, dessen englischer Titel „How to Write a Mystery“ lautet, der im Deutschen dann völlig (!) widersinnig als „Crime. Kriminalromane und Thriller schreiben“ aufgelegt worden ist. In gewisser Weise steckt schon im Titel der Ansatz, der Beinhart für mich sympathisch macht, gerade im Vergleich zu Frey. Denn da ist kein „… verdammt guter …“ Zusatz im Titel.
Beinharts These ist auch erst einmal relativ häretisch. Seiner Auffassung nach ist kein Markt so hungrig nach Nachschub wie der Krimi-Markt – das Buch ist von 1996, aber ich denke, Ende 2012 ist die Aussage durchaus auch noch gültig – und daher auch kein Markt so willens, ein Buch zu veröffentlichen. Er ist sogar selber ans Schreiben von Krimis gekommen, weil er sich gedacht hat, die nehmen sogar mich.
Ist das Buch nun also eine Feier der eigenen Unterdurchschnittlichkeit? Mitnichten. In 24 Kapiteln, zu denen obige Argumentation auch bewusst nicht gezählt wird, geht er systematisch diverse Elemente eines Kriminalromans durch. Handlungsaufbau, Aufhänger, Materialsuche, Dialoge, Fachgebiete, Themen, Erzählperspektiven, Charaktertypen – er arbeitet es alles einmal ab.
Im Grundton könnte man das Buch vielleicht eher zusammenfassen mit: „Es ist echt keine Hexerei, einen Krimi zu schreiben, du musst nur dieses, jenes und das da bedenken.“ Ein bisschen wie eines dieser Kochbücher für Kochanfänger, die immer wieder betonen, dass das alles keine Hexerei ist.
Das fand ich recht sympathisch, ich sehe das ja durchaus ähnlich.
Er verspricht kein Allheilmittel und er verspricht auch niemandem, dass das Endergebnis zwingend gut sein wird. Aber es wird ein Roman sein, und ein Krimi noch dazu. Beinhart betont, dass es harte Arbeit sein wird, er lässt jenen, die etwas anders machen wollen, den Raum dafür und warnt vor allem vor, dass es schwieriger sein wird, ein Buch an einen Verlag zu bringen, dass sich nun partout nicht an Konventionen halten mag.
Was ja auch durchaus richtig ist.
Was einem Beinhart nicht vermittelt, aber auch nicht vermitteln will, ist sozusagen die hohe Kunst des Schreibens. Es geht hier nicht um hohe, um tiefsinnige oder gar lyrisch-poetische Literatur, aber das soll es auch nicht. Beinhart ist ein Schreib-Handwerker, wenn man so will. Nicht umsonst vergleicht er sein Buch am Ende scherzhaft mit Ratgebern, wie man Hundehütten baue oder seinen eigenen Strom verlege. Das Buch ist ein Werkzeugkoffer und soll nicht mehr sein.
Es ist damit auch sicherlich eine Antithese zu „Schreiben in Cafés“ von Natalie Goldberg, das mir aber ja auch ausnehmend gut gefallen hat.
Zuletzt sei gesagt, dass der Fokus von „Crime“ recht eng gesteckt ist (nein, echt?). Wer Romanzen, Fantasy-Romane oder l’art pour l’art betreiben will, der findet da sicher nicht, was er sucht. Wer aber gerne eine überaus pragmatische Annäherung an das Krimigenre sucht und bereit ist, das Buch als den Werkzeugkoffer mit Bauanleitung zu erkennen, der es sein soll, der sollte dem Titel vielleicht einfach einmal eine Chance geben.
Wer’s versuchen will: Der Titel ist hierzulande im Autorenhaus-Verlag erschienen. Meine Ausgabe von 2003 ist offenbar mittlerweile vergriffen. Die Neuauflage von 2010 hat ein reißerischeres Cover, ist dafür aber auch bei 16,80 fast zwei Euro im Preis nach oben gewandert. Zu haben ist das Buch wie gewohnt im lokalen Buchhandel, oder aber etwa über die üblichen Internet-Verkäufer. Letzterer führt auch eine Kindle-Version des Buches
, die für 9,90 Euro den Besitzer wechselt. Insofern das beim Kindle so gesagt werden kann.
Wer’s mit Originalen hat, der kann wiederum „How to Write a Mystery“ für 12,99 Euro heimtragen, oder virtuell für 8,49 Euro seinen Kindle damit füttern
.
Mal sehen, wie viele Monate es dauert, aber wo wir schon beim Genre sind, könnten wir uns das nächste Mal ja eigentlich einmal Elizabeth Georges „Write Away“ vornehmen. Nun – wir sehen es ja dann, wenn es soweit ist.
Nächster Halt: Zwischenstände. Irgendwo rund ums Wochenende.
Viele Grüße,
Thomas
Hat mit dem Thema jetzt vielleicht weniger zu tun, aber: Warum will mir dein Blog Aplle-Artikel Verlosungen andrehen?? Ich dachte diese „Glückwunsch, sie sind dier 100trilliartste Besucher“ Anzeigen wären inzwischen verboten…falls nicht, sollte man das noch tun!;-)
Nee, verboten sind die nicht, aber bei mir sicher unerwünscht ;)
Wordpress war Schuld, aber das Problem sollte hiermit behoben sein. Das einzige, was hier in dem Blog annähernd wie Werbung existiert ist das Amazon-Partnerprogramm, was dazu führt, dass jene, die über Amazon-Links hier etwas kaufen zwar nicht mehr bezahlen, ich aber einen marginalen Betrag in Cent davon abgedrückt bekomme und damit die Toplevel-Domain und anderen Spaß gegenfinanzieren kann :)
Das steht ja auch im Impressum …
Aber danke dass du mich darauf hingewiesen hast! Da die Werbung nämlich nur für nicht angemeldete Benutzer sichtbar war, wusste ich schlicht nicht, dass sie existiert!
Wie gesagt, es sollte sich erledigt haben.
Viele Grüße,
Thomas
Witzig, „Crime“ habe ich auch gelesen, fand aber nicht so den Zugang ;-) So ist das halt, je nach dem, wie man selbst literarisch geprägt ist, findet man auch unterschiedlich Gefällen an Schreibratgebern. Auch Georges Ansatz hat mir nicht zugesagt.
Das ist wirklich spannend :)
Aber klar, das ist finde ich auch eine der Sachen, die Schreiben zu so einer unfassbar interessanten Tätigkeit macht – es gibt keine Methode, wie man es richtig oder falsch machen, und gleichermaßen gibt es weder einen richtigen noch einen falschen Zugang dazu.
George … ist auch nicht so meines. Nicht so sehr wie Frey vielleicht, aber so richtig überzeugt hatte es mich auch nicht. Aber das werde ich der Fairness halber auch noch mal auffrischen, bevor ich dazu sozusagen konkret etwas sage. Das liegt auch schon mehr als ein Weilchen zurück, dass ich das gelesen habe …
Viele Grüße,
Thomas
Kein Problem, ich petze immer gern!;-)