Hallo zusammen!
Nachdem die letzten fünf Beiträge mehr oder weniger „schrecklich faktenorientiert“ waren, heute noch mal was eher Spezielles. Ein Schwank aus meinem Leben gewissermaßen, untermauernd für meine These, dass jeder Kreativschaffende letztlich auch ein Fan sein kann und mutmaßlich genauso für irgendetwas irrational fiebert, wie er hofft, dass es irgendjemand für seine Sachen machen wird.
Sprechen wir also über „Die Tote von Amelung“.
Über was?

Das DVD-Cover: Die Tote von Amelung
Nun, 1995 strahlte RTL einen Krimi-Mehrteiler aus. Ein großes Event, massiv beworben, mit irren Schutzmaßnahmen, damit bloß niemand den Mörder vor dem Finale verraten kann. Und, so von heute aus betrachtet, mit einem großen Happen „Twin Peaks“ im Paket, was den Stil betrifft. Allerdings in einer etwas biederen und bisweilen holprigen, halt typisch deutschen 90er-TV-Krimi-Form. Durchaus charmant, mag man sagen.
Wie gesagt, wie schreiben 1995, klein Thomas ist damals gerade 12 Jahre alt, aber durfte mitgucken. Nie bis zum Ende, weil das sonst zu spät würde, aber zumindest an zwei der drei Abenden. Und aus Gründen, die ich echt nicht mehr weiß, ist mir das Finale sogar ganz durchgegangen. Nun, sei’s drum, dachte ich.
Dachte ich zuerst.
Denn irgendwie ließ das keine Ruhe und mir von meinen Eltern erzählen zu lassen, wie das nun ausgegangen sei, das war ja auch doof. Aber hey, Krimis werden dauernd wiederholt, dann warte ich halt.
Keine Wiederholung in Sicht
Aber auch damit hatte ich mich offenbar verkalkuliert. So lange ich auch wartete, so sehr ich auch hoffte, das Dingen wollte und wollte und wollte einfach nicht mehr gesendet werden. Und so wanderte es in meinem Bewusstsein zwar immer weiter nach hinten, aber es ward nie vergessen.
Tatsächlich erzählte ich Leuten auch immer mal wieder von meinem Leid und so begab es sich, dass mein Kumpel Markus – ihr wisst schon, der mit den Bildern – hellhörig wurde, als er im tiefen Nachtprogramm die Ankündigung für „Die Tote von Amelung“ sah. Das müsste laut OFDb-Eintrag 2006 gewesen sein, elf Jahre nach der Erstausstrahlung. 1995 hatte ich Markus nicht mal gekannt, aber er schaltete schnell, warf eine VHS in den Rekorder (Retro!) und nahm mir das gute Stück auf.
Sieg? Nicht ganz.
Leider hatte Markus’ Familie damals analogen Sattelitenempfang und das Wetter war gegen mich, das Bild wir wohl auch die Eifel an jenem Abend voller Schnee, so dass ich beschloss, dass nach elf Jahr das ja nicht das Ende sein könnte. Ich wollte mit gutem Bild erfahren, wer der Mörder ist. Zumal die Aufnahme von Teil zu Teil sukzessive schlechter wurde. Zwar zog ich dann das VHS-Band zwecks Archivierung irgendwann noch auf zwei DVDs, aber dadurch wurde das Bild ja auch nicht knackiger, so extrem dankbar, wie ich Markus auch war.
Ich brauchte also einen Plan C.
Mit der Macht des Internets
Mein erster Weg führte mich zu RTL. Ich bat um einen Sendemitschnitt und bekundete meinen Willen, notfalls auch alberne Beträge zu bezahlen und sei es nur für einen VHS-Abzug. Man antwortete mir, verwies mich aber an die Rialto Film, da man selber nicht die Rechte besäße, um ein solches Band auszuhändigen.
Also machte ich mich auf und nahm, mit erstaunlich wenig Mühen, Kontakt zur Rialto Film auf. Rialto, die sind nicht nur Rechteinhaber der schönen Bud-Spencer-Filme, sondern hatten eben auch diesen Film produziert. Und tatsächlich war man dort sehr nett, teilte mir aber mit großem Bedauern mit, dass man den Film zwar produziert habe (und an sich auch nach wie vor sehr dufte fände), aber die Verwertungsrechte nicht mehr bei ihnen lägen.
Von da aus führte mein Weg dann weiter zu Canal Plus und Tobis … die allerdings auf Anschreiben nicht reagierten.
Insofern hatte ich zwar einige spannende Bekanntschaften gemacht und einige weitere Kerben in das Holz des „Warum das Internet doch manchmal cool ist“ geschlagen. Aber keine Tote von Amelung.
Plan D wie DVD
Bis mich dann neulich Ralf anschrieb, mein Hilde-Co-Schaffender. Ob ich gesehen hätte, dass dieser Film, den ich suche, mittlerweile auf DVD raus wäre. Also rief ich Amazon auf und – ja, Tatsache. Sogar schon seit November 2011, völlig unbemerkt – auch durchaus unbemerkt von den einschlägigen Foren für lange gesuchte, aber scheinbar verlorene Fernsehsendungen, die ich mittlerweile frequentierte.
Also bestellte ich den Film, erhielt ihn und konnte daher vor zwei Wochen diese Queste beenden. Nun weiß ich, wer der Mörder ist.
Um das einmal zusammenzufassen: 1995 lief ein Krimi-Dreiteiler, dessen Ende ich nicht sehen konnte. Danach habe ich versucht an Aufnahmen zu kommen, schlechte Aufnahmen gefunden und eben drum nicht ganz zu Ende geschaut, habe mit einem Fernsehsender und drei Verleihen Kontakt aufgenommen, diverse krude Foren frequentiert und dann am Ende ganz regulär eine DVD erworben, um dann, nach 17 Jahren, was mehr als mein halbes Leben ist, zu erfahren, wer der Mörder ist.
War es das wert?
Absolut!
Ein Abschlussrätsel
Somit ist ja eigentlich alles klar. Bis auf eines – zwar steht auf der Hülle „Die Tote von Amelung“ und der Mehrteiler ist schon ganz eindeutig der Krimi, den ich immer gesucht habe. Aber die Titeleinblendung im Film selber lautet anders, dort heißt es: „Die Glocke von Amelung“.
Das passt auch und ist, soweit Google das verrät, offenbar ein Arbeitstitel gewesen. Dennoch macht das zum Abschluss noch mal neugierig; zumindest was genau für ein Master da auf DVD gezogen wurde – das Bild ist dafür auch entsprechend gut – und falls es wirklich eine Arbeitsfassung ist, ob es wohl noch andere Abweichungen gibt.
Aber das herauszufinden würde bedeuten, die neuen DVDs mit Markus‘ VHS parallel zu schauen. Ich glaube, das ist dann letztlich eine Queste, die ich auch bereit wäre, jemand anderem zu überlassen.
Fazit?
Im Grunde stellt sich doch nur die Frage, warum wir eigentlich Fans von etwas sind.
Die Antwort ist leicht: Weil wir uns von etwas begeistern lassen können. Und wollen, denn Begeisterung ist ein tolles Gefühl. Darum ist vermutlich jeder Mensch von irgendetwas Fan – und viele Menschen vermutlich auch von vielen Dingen.
„Die Tote von Amelung“ mag mein extremstes Beispiel sein, aber auch ich hab da noch weitere. Mal schauen, wenn ich dazu komme, gerne mehr davon.
Und umgekehrt: Wenn ihr vergleichbare Geschichten habt, würde ich mich freuen, davon zu hören!
Viele Grüße,
Thomas