Morgen zusammen…
Gestern las ich im Kultur-Teil des Spiegels einen Artikel über die potentielle Zeitenwende, die das eBook über den Buchmarkt bringen können soll. Darin stand zum Beispiel die für mich erschreckende Zahl, dass der Durchschnitt des Geldes, das Leute pro Jahr in Bücher stecken, mittlerweile bei 60 Euro angekommen ist. Das ist nicht viel…
Aber was mich vielmehr nachdenklich stimmte war eben genau diese Prophezeiung einer Zeitenwende. Sind traditionelle Bücher tatsächlich das Modell von gestern? Muss ich mich in zwanzig Jahren, wenn der Herbst kommt, mit einem komischen Plastikkasten auf die Couch kuscheln, während es draußen stürmt?
Sicher, im praktischen Anwendungsbereich haben digitale Bücher ihren Verwandten auf totem Baum einige Vorteile voraus; etwa die so gerne genannte Volltextsuche. Wobei selbst die ihren Makel hat, denn man muss da schon wirklich wissen, was man sucht. Wer lieber nur querlesen will, ist vermutlich mit der Papierversion noch immer schneller unterwegs.
Aber gerade wenn man sich von Bedienhandbüchern und Lexika/Nachschlagewerken entfernt, kommt ein weiterer Faktor ins Spiel, den vermutlich kein Reader jemals emulieren kann: Ein Buch „fühlt sich an“. Das Papier, die Typographie, der Geruch von Einband, Seiten und Leim, die Laminierung des Einbandes, eventuelle Strukturprägungen – all das kann ein Reader niemals bieten. Dicke Bücher mit dünnen Seiten, dünne Bücher mit dicken Seiten. Farbseiten. Einleger. Kreativ eingefaltete Buchrücken. Beschläge. Lesebändchen. Die Farbe der Materialien. Das Geräusch, dass das Buch macht, wenn man es aufschlägt.
All das macht Bücher zu einem reizvollen Objekt der Begierde.
Aber irgendwie beruhigt mich das auch. Wer nicht Bibliophil ist, also in die 60 Euro/Jahr-Kategorie fällt, dem ist das zwar vermutlich egal, für den rechnet sich ein Kindle für 300 Euro aber auch nun gar nicht. Wer hingegen nicht nur Texte, sondern wirklich Bücher als Ganzes konsumiert, der würde mit dem Reader zwar vielleicht günstiger fahren, aber dem entgehen dadurch all diese haptischen, optischen und olfaktorischen Eigenheiten der Bücher.
Nein, ich denke, ich bin kein Dinosaurier, höchstens einer, der es lieber „Old School“ mag.
In diesem Sinne kann ich übrigens voll Freude bekunden, dass – wenn alles glatt gehen sollte – eine Vorabfassung von Seelenworte zwecks Korrektur heute gegen Mittag an die Lektoren raus geht.
Übrigens als digitale Kopie…
Viele Grüße,
Thomas
60€ po Jahr…das ist wenig, verdammt wenig (vor allem oder natürlch wenn man die deutschen Buchpreise bedenkt) Nun gut, aber ich meinerseits werde in jedem Fall ein richtiges echtes Buch immer seinem digitalen Kumpel vorziehen…alleine schon weil man dan etwas i der Hand hat was, wie du so schön sagtets, sich auch nach etwas anfühlt.
Wobei mir mittlerweile auch noch einige andere Gedanken gekommen sind, die man nicht außer Acht lassen darf. Beispielsweise hast du da auch Leute, die Bücher von Freunden und Verwandten leihen, diese auch wie wahnsinnig konsumieren, aber eben ihr eigen Lohn und Brot dem Buchmarkt nicht zuführen.
Aber darum sind die 60 Euro ja auch ein Durchschnittswert. Und kein hoher, fürchte ich, wenn man bedenkt, dass eben auch Leute wie wir in dieser Statistik eingezählt sind…