Hallo zusammen!
Ich hatte dieses Thema immer mal versucht, als DORPCast-Thema durchzukriegen, es stieß aber nie in einem Maße auf Gegenliebe, dass ich es guten Gewissens hätte anbringen wollen: Podcasts, die ich selber gerne höre. Also, dachte ich mir, mache ich das dann doch einfach in Textform und schreibe hier über die Dinge, die man hören kann.
Drei Dinge, die vorweg gesagt sein wollen:
1. In der ganzen Übersicht ist kein Podcast dabei, der sich mit Rollenspielen beschäftigt; das mag seltsam wirken bei jemandem, der a) sein Geld in der Branche verdient und b) selbst einen Rollenspiel-Podcast betreibt. Ich höre in die meisten deutschen Rollenspiel-Podcasts immer mal wieder rein, aber nein, ich muss zugeben, es ist keiner dabei, bei dem ich sozusagen – und das war mir hier schon wichtiges Kriterium – versuche, wirklich keine Folge zu verpassen. (Das hat quasi auch Serial rausgeworfen; Serial ist großartig, aber entgegen des Titels derzeit eine sehr endliche Angelegenheit und insofern für mich in meinem Podcast-Konsum eher eine Anomalie.)
2. Es befindet sich nur ein einziger deutscher Podcast darunter; das ist keine pauschale ideologische Angelegenheit. Im Gegenteil, ich würde gerne mehr deutsche Podcasts ins Repertoire nehmen, aber irgendwie gibt es darunter halt kaum welche, die es schaffen, mich so zu fesseln wie es meine anderen Favoriten in diesem Artikel tun.
3. Ich beziehe mich explizit auf Dinge, die ich im Audio-Format konsumiere. Zwei der genannten Favoriten existieren auch als Video, aber ich konsumiere sie schlicht nicht so. Umgekehrt gibt es zumindest spontan ein Youtube-Programm, das auch als Audio-Version verfügbar wäre, was ich aber halt in Videoform konsumiere. Ist sehr subjektiv, klar, aber ich denke zumindest als Richtschnur nachzuvollziehen … und hey, ist ja meine Liste hier. (Nebenbei, u.a. in der deutschen Podcaster-Szene, aber allgemein in Deutschland erlebe ich immer wieder eine relativ ausgeprägte Ablehnung gegenüber Youtube-Formaten; das gehen wir hier auch mal an, aber nicht heute.)
Ich hab mir im Vorfeld dieses Artikels auch durchaus Gedanken gemacht und versucht, für mich festzumachen, was einen guten und gelungenen Podcast für mich ausmacht. Da das Themenfeld recht breit ist, läuft es glaube ich im Endeffekt auf drei grobe Raster hinaus: Es muss mich thematisch ansprechen (klar, aber das kann vieles sein), die Moderatoren/Hosts/Podcaster müssen mir persönlich sympathisch sein und die Technik muss stimmen. Das tut mir manchmal leid, weil es durchaus Podcasts da draußen gibt, in denen die ersten beiden Kriterien klar erfüllt sind, aber die ich ob rauschenden Tons, schlechter Sprechweise oder auch einfach einer zu immensen Dichte von Verlegenheitslauten (also „äh“, „öh“, „ehm“ etc.) einfach nicht mit Genuss hören kann. Noch einmal: Meine subjektive Sicht. Das muss den Podcast nicht schlecht machen, aber er „klickt“ für mich dann einfach nicht so.
So, aber genug der vorredenden Vorrede, auf zum Eingemachten.
Meine Favoriten sind:
Hello Internet. Bei HI handelt es sich um ein Podcast-Projekt der beiden Youtube-Produzenten CGP Grey und Brady Haran. Thematisch … hat die Sendung mittlerweile jedweden Fokus verloren. Was als Projekt begann, was tatsächlich das Internet und u.a. Internet-Video-verwandte Themen besprechen wollte, ist mittlerweile ein relativ regelmäßiges Gespräch der zwei Personen über alles, was sie derzeit bewegt. Das klingt unfassbar nach Seifenoper und Reality-TV, aber aus irgendeinem Grund finde ich es maßlos fesselnd. Da ist wirklich alles drin: Raumfahrt, Flaggen, Containerschiffe, Apple, Haustiere, Uhren, Logo-Design, Australien, Politik, der Lehrberuf … wirklich wild.
Es gibt hier im Netz eine Webseite zu dem Projekt, sodass jeder selbst herausfinden kann, ob es für ihn funktioniert – für mich ist es jedenfalls klar mein aktueller Lieblingspodcast. Oft genug hat er mich zum Nachdenken gebracht, auf interessante Dinge hingewiesen oder auch einfach nur mit seinen sehr gegensätzlichen Moderatoren gefesselt.
In der Tendenz würde ich trotz der thematischen Ambivalenz dazu raten, zumindest auch ein, zwei Folgen vom Anfang zu hören, um eine grobe Idee zu haben, in welche Richtung die Reise geht. (Und auch wenn es ob der thematischen Fokussierung weniger auffallen mag, im DORPCast steckt viel, was ich von HI mitnehme.)
Bleiben wir kurz bei Podcasts ohne expliziten Fokus: Still Untitled: The Adam Savage Project ist ein Podcast, den der von Mythbusters her vielleicht bekannte Adam Savage mit dem Team von Tested.com – Will Smith (nein, nicht der Will Smith) und Norman Chan – zusammen aufzeichnet. Die Folgen erscheinen wöchentlich, laufen mit einer halben bis Dreiviertelstunde weitaus schlanker auf als etwa Hello Internet und es geht … wieder auch hier mehr oder weniger um Dinge, die für die drei Hosts interessant sind. In diesem Fall sind das unter anderem Technik und Gadgets, Prop-Bau, Stunts, Film- und Medienproduktionen und … mehr.
Gerade Adam Savage gehört zu den Leuten, die mich immer wieder begeistern können, deren Faszination für wirklich alles mögliche ansteckend auf mich wirkt und die zu verfolgen mir selbst immer wieder kreative Kraft gibt. Auch hat Still Untitled ein sehr angenehmes Tempo, bleibt am Ball und verliert dennoch nie den Charme einer netten Plauderrunde. Auch Still Untitled hat eine Webseite.
Kommen wir zu den thematischeren Feldern. Ein Podcast, den ich aus Perspektive eines Schreibenden immer wieder gerne höre, ist Scriptnotes. Der kommt aus dem Film-Bereich und wird von John August und Craig Mazin moderiert. Beides sind aktiv arbeitende Drehbuchautoren in Hollywood, aktiv in der Screen Writes Guild und insgesamt „Teil der Branche“. Dieser so beliebte Vorwurf, warum die Urheber solcher Ratgeber eigentlich nicht selbst erfolgreich sind, verebbt hier dementsprechend schnell.
Es geht um alles, was mit Drehbücher und dem Schreiben von Drehbüchern zu tun hat; insofern braucht man aber auch oft nur wenig Übertragungsleistung, um zu sehen, wie es allgemein Schreibenden dienen kann. Selbst Themen, die spezifisch Hollywood sind, etwa die Vertragskonditionen für Mitglieder der SWG, waren für mich als Freelancer schon hilfreich; cooler aber natürlich noch ist es für mich, wenn sie wirklich über das Schreiben reden. Sie sind frech, ein wenig irre, fachlich sehr fundiert – kurzum empfehlenswert. John August hat auf seiner Webseite eine Unterrubrik für den Podcast eingerichtet.
Kommen wir zu den Videospielen – da gibt es nämlich gleich mehrere Podcasts, die hier genannt sein wollen. Den Anfang macht mein einer deutscher Beitrag hier: Stay Forever. Ich müsste lügen, wenn ich leugnen sollte, dass Stay Forever einen sehr, sehr großen Einfluss auf die erste Konzeption des DORPCasts gehabt hat. Hier reden Christian Schmidt und Gunnar Lott, ehemalige Spielejournalisten, über Computerspiele insbesondere der alten Tage. Es ist, ganz klar, ein Retro-Podcast.
Dass machen die beiden aber sehr charmant und auch hier ist gerade der oftmals sehr konträre Stil der beiden – der definitiv manchmal eher vergeistigte Schmidt und der gleichsam eher pragmatische Lott – ein großer Anreiz für mich. Ergänzend dazu kommen aber viele Insider-Blicke auf die Arbeit als Spielejournalist und auf die (damalige) Branche an sich, was gerade für mich, der ich ja als Kind unter anderem mit den frühen Videospiel-Magazinen überhaupt ans aktive Schreiben gekommen bin, unbezahlbar ist. Stay Forever hat ebenfalls eine eigene Webseite.
Nachdem das jetzt aber alles „two dudes talking“-Formate waren (gut, Still Untitled sind drei, aber ihr wisst, was ich meine) folgen noch zwei Ausreißer. Zunächst sei da Game is a 4 letter word genannt. Der Podcast ist sehr jung, gerade mal „fünf Folgen alt“ derzeit, aber interessant in seinem Ansatz: Macher Ryan Stevens wollte etwas anderes machen als die üblichen Videospiel-Podcasts, und das gelingt ihm. Eher analytisch, anekdotisch und vor allem aufwendig folgt er ein wenig in den Fußstapfen von Podcasts wie This American Life, sucht sich ein grundlegendes Thema und schaut dann, wohin in die Recherche dazu bringt. Das erfolgt dann angereichert mit zahllosen O-Tönen, Einspielern und schön erzählten Nebenzweigen. Es hat mit Videospielen zu tun, aber es kann wirklich alles sein von der Frage, ob ein Titel wie EarthBound nach psychologischen Kriterien zur Kultbildung führen kann bis hin zur Geschichte eines kleinen Videospielladens und wieso das Urheberrecht ihn seinen Namen gekostet hat.
Sehr gekonnt inszeniert, sehr angenehm moderiert, mit Mut zum Risiko und sehr breitem Spektrum sicherlich eine der erfrischendsten Annäherungen an das Thema, die mir lange untergekommen sind. Ach ja, und passend zum Titel des Formats ist jedes Folgenthema ein Schlagwort mit vier Buchstaben. Ihr ahnt es: Game is a 4 letter word hat eine eigene Webseite.
Und dann ist da noch GT Time. Einmal die Woche setzt sich das Team von GameTrailers.com zusammen und unterhält sich grob eine Stunde über die aktuellen Themen in Sachen Videospiel-News. Es gibt mit Kyle Bosman einen festen Moderator, dazu zwei (mehr oder weniger) feste Diskussionsteilnehmer und einen Rotationsplatz. Ergänzend dazu meldet sich aber auch der Techniker gerne mal zu Wort, sodass es im Endeffekt eine fünfköpfige Runde ist. Interessant finde ich daran, wie eingespielt und rituell der Ablauf mittlerweile ist, mit festen Segmenten, eine feststehenden Hintergrund-Musik während sie jede Woche die Korrekturen zur letzten Folge vortragen, Wetten untereinander am Ende der Folgen mit einem gerade derzeit auch immer erratischer werdenden Punktesystem – ich brauchte ein, zwei Folgen, bis ich richtig drin war, aber mittlerweile ist GT Time für mich der perfekte Wochenausstieg. Denn bedingt durch die Zeitzonen erscheinen die Folgen in der Regel hier aus MEZ-Sicht Freitagnachmittags, perfekt für die letzten Handschläge im Job also.
Mehr als bei anderen Podcasts muss man hier glaube ich Spaß an der Branche und den aktuellen Titeln haben, aber wie auch bei den anderen, ist gerade der Punkt der sympathischen und durchaus eigenwilligen Charakterköpfe einer, der mich gerne zuhören lässt, selbst wenn das Spiel mich mal nicht interessiert oder über eine Konsole gesprochen wird, die ich nicht mal habe. GT Time hat eine Unterseite auf der GameTrailers-Webseite inne, wo das Format jedoch vor allem als Video präsentiert wird.
Ausnahmslos alle gerade genannten Podcasts gibt es übrigens auch via iTunes; sorry, Apple-Hasser, ich mag das Stück Software …
So, einige „Nennungen Ehrenhalber“ sind aber noch vonnöten:
Das Nerdist Writers Panel schlägt in eine ähnliche Kerbe wie Scriptnotes, ist jedoch eine von Ben Blacker moderierte Podiumsdiskussionsrunde mit Script-Schreibern, jedoch vor allem aus dem Fernsehbereich. Die Qualität der Folgen schwankt mit den Gästen, aber die guten Folgen sind auch wirklich gut. (Webseite).
Dear Hank and John ist ein Podcast des Autors John Green und seines Bruders Hank, die zusammen ja auch auf Youtube und darüber hinaus karitativ ziemlich aktiv sind. Thematisch geht es hier mal wieder querbeet durch alles, was die beiden interessiert, aber anders als bei den vorigen hat der Podcast finde ich seinen inneren Rhythmus noch nicht ganz gefunden. Sozusagen „unter Beobachtung“. (Soundcloud, mangels Webseite).
Schriftsonar ist ein Podcast über Science Fiction und Phantastik. Moderiert von FC Stoffel und Michael Schneiberg schien das Projekt offenbar vor Kurzem erst vor dem Aus zu stehen, wurde jedoch durch viele aufmunternde Zuschriften seiner Fans am Leben gehalten. Der hat eine gute Chance, bald in den Favoriten Einkehr zu halten, aber ich hab ihn selbst gerade erst entdeckt. Definitiv aber schon jetzt ein Tipp von mir. (Webseite).
Sword and Laser ist wohl einer der Klassiker unter den Phantastik-Podcasts. Veronica Belmont und Tom Merritt führen den Podcast gemeinsam mit einem Buchclub; gemeinsam mit den Hörern werden zwischen den Folgen Bücher gelesen und in den Folgen diskutiert. Das ist leider der Teil, der für mich nicht so funktioniert. Cooler sind Interviews mit durchaus namhaften Autoren der Szene, wenn sie nicht unter zu argen Technik-Probleme leiden, wenn sie über Distanz geführt sind. Ich mag die Show, der Buchclub hält mich leider oft fern. (Webseite).
Der GonzoCast ist ein Podcast über Podcasts; das fand ich von Anfang an spannend. Leider wurde da die Webseite seit Juni auch nicht mehr aktualisiert; ich hoffe aber, an der Front geht es noch weiter. (Webseite).
Und dann ist da noch der Ulisses Podcast, der genau das ist, was der Name suggeriert – ein Einblick hinter die Kulissen des Rollenspiel-Produzenten Ulisses. Hier bin ich dann aber derbe voreingenommen, denn nicht nur ist Ulisses mein wohl bester Arbeitgeber, was Freelance-Aufträge angeht, auch der Podcast wird derzeit von mir geschnitten. Einen guten, gebündelten Anlaufpunkt gibt es derzeit noch nicht; eine entsprechende Suche auf der Verlags-Homepage führt aber ans Ziel.
Ein RSS-Feed ist aber ebenso für die Zukunft geplant wie eine Einspeisung in iTunes & co.
Auch halt noch ein sehr jungen Projekt.
Das sollte doch erst einmal genug Futter auf die Ohren sein, oder?
Viel Spaß beim Anhören – ich melde mich spätestens zum Monatsanfang mit den Zwischenständen hier wieder; vielleicht auch früher, wir werden sehen.
Viele Grüße,
Thomas